Michael Hakimi im Kunstverein
In unterschiedlichen Strängen entwickelt Michael Hakimi ein eher hermetisch anmutendes Werk. Neben zeichenhaft-floralen Computerbildern entstehen vergleichsweise schlichte Handzeichnungen sowie neuerdings Fotos, während er in Installationen eine eigenwillige und karge Material- und Formsprache entfaltet, deren Vokabular auch an Minimal Art denken lässt. Mit «Der grosse Ofen» richtet der Hamburger Kunstverein die erste institutionelle
Einzelschau des Künstlers aus.
Michael Hakimi im Kunstverein
Es ist ein räumliches Bild, ein Spiel mit Codes ohne Auflösung. Es geht darin um Schnittstellen und Ränder, um inszenierte Oberflächen und suggerierte Bedeutung, die sich dann doch stets als Projektion erweist. Es geht auch um Visualisierungen von Leere. Mit schlichtem Material, das Hakimi (*1968) allerdings in ungewöhnlichen Kombinationen und Arrangements verwendet, errichtet er ein atmosphärisch dichtes Feld aus Verweisen, das im Aushalten seiner immer nur angedeuteten Lesbarkeit an Spannung gewinnt, und das sich seinen Rückzug ins stumme Bild und in die statische Fiktion jederzeit vorbehält. Sein Umgang mit Raum und Zeichenhaftigkeit wird an keinem Punkt illustrativ, obgleich alle Elemente zu einem klaren Sinngefüge ineinander fliessen. Schon wegen dieser spröde gehaltenen Ambivalenz überzeugt die Arbeit.
Hakimi, der erst kürzlich mit dem «ars-viva»-Preis 2004 ausgezeichnet wurde, entwickelte das stark formalisierte Szenario im Kunstverein am gegebenen Raum. Den fensterlosen, quadratischen Prototyp eines White Cube stattete er mit «armen» Materialien aus: Nicht mehr als Holz (Pressspan, unbearbeitet), graue Farbe, Papier, Porzellanteller und T-Shirts (teils bedruckt) kamen zum Einsatz. Grossformatige weisse Papierbögen mit unregelmässigen Rändern erstrecken sich über drei Wände der «Weissen Zelle», verdoppeln und betonen diese einerseits, heben sie aber doch auch ins Leichte hin auf ? man könnte an Wolkenfelder denken. In abstrakterem Sinne sind die Blätter auch Zeichnungen: Ihre unregelmässige Kontur hat Hakimi mit dem Feuerzeug herausgearbeitet und die feine Brandspur hebt als schwarze, körperhaft-fragile Linie das Papier gegenüber der Wand ab, lässt es gar objekthaft erscheinen. So eröffnet Hakimis Materialauffassung hier auch den Grenzgang zwischen den Gattungen. Die vierte Wand konfrontiert solche Luftigkeit mit grauem Konzentrat: Vom Boden her erstreckt sich gut hüfthoch ein blockartig breites Rechteckfeld dunkelgrauer Wandmalerei. Die herausgehobene Fläche ist unregelmässig mit Tellern bestückt, die wie Satellitenschüsseln aus der Wand zu wachsen scheinen, ein paar sind auch am Boden aufgestellt. Die Wandteller sind straff mit T-Shirts bezogen, deren verwaschene Schauseite sich übers Kreisformat spannt und so die eigentliche Gegenständlichkeit durch matten Stoff verfremdet und versteckt. An einem Pfeiler in der Raummitte, ebenfalls durch grauen Anstrich betont, errichtete Hakimi ein umlaufendes hölzernes Plateau. Weit über Kopfhöhe installiert und gerade noch einsehbar, sind auch hier Teller verschiedenen Formats, diesmal unverkleidet, in Aufstellung gebracht. Man könnte aus dem Arrangement verzögert das kulissenhafte Bild eines Sendemastes oder Funkturms herauslesen. Doch über Bilder hinaus etabliert Hakimi in solchen Setzungen auch formal einen spezifischen Raumbezug, verschiebt oder kontert Gewichtungen, nimmt Umwege über Randzonen. Damit gelingt ihm eine unprätentiös-poetische Deutung des Monumentalen.
Institutionen | Country | City |
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Jens Asthoff |
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