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Editorial
Editorial

«Ihr Bein hörte beim Knie auf...»

Der polnische Künstler Artur Zmijewski fiel an der letzten Manifesta in Frankfurt durch ein Video eines singenden Kinderchores auf. Erst bei längerem Hinsehen und Hinhören wurde deutlich, dass die ins goldene Licht einer Barockkirche getauchte Idylle Kratzer aufwies – jedoch nicht, wie vorerst vermutet, auf dem Tonträger. Denn, was die jugendlichen Sänger von sich gaben, hatte offenbar nicht viel mit dem Psalm auf ihren Notenblättern zu tun. Nicht weil ihnen der Eifer fehlte, sondern weil sie taubstumm waren. Und trotzdem war es ein Film voller Poesie, Hingabe und Musik.

Ansichten von Sterblichen

Die Reihe von Fotografien im Berliner Pergamon-Museum wurde 1996 begonnen und ist 2001 beendet worden. In mehrfacher Hinsicht behaupten diese Bilder eine besondere Stellung im Kontext von Thomas Struths Museumsfotografien. Ein Teil der sechsteiligen Serie ist in einer grossen Amerika-Tournee zu sehen, deren nächste Station im Metropolitan Museum in New York eröffnet wird.

Im Schatten der Bilder

Was bleibt, ist ein Gefühl der Sehnsucht und des Verlustes. Obwohl die «Bilder» David Claerbouts vordergründig so gut wie nichts sichtbar machen, scheint man sich an ihnen nie satt sehen zu können. Noch die einfachste Komposition, das schlichteste Setting verweigert sich dem erkennenden Zugriff. Virtuos zwischen Film und Fotografie, zwischen atmosphärischer Narration und fixierter Vergangenheit oszillierend, werden die Medien durchlässig und wandeln sich zu faszinierenden ästhetischen Zwittern. So auch in seiner neusten Installation in Zürich.

Jenseits normierter Interaktionen

In den filmischen Welten der Lausanner Videokünstlerin Emmanuelle Antille überlagern und durchkreuzen sich medial generierte, real heraufbeschworene und fiktive Bilder, Handlungen und Orte. In der Undifferenzierbarkeit gerade liegt das Potenzial einer über das Bild vermittelten Erfahrung, die sich jenseits des Bildes, wo sie ort- und namenlos ist, vollzieht. Ihre aktuelle Präsentation im Kunsthaus Baselland in Muttenz verweist auch auf das vierteilige Projekt, das sie im kommenden Sommer im Rahmen der Biennale Venedig im Schweizer Pavillon realisieren wird.

«go Johnny go»

Seit den neunziger Jahren reflektiert Dominik Stauch (*1962) das Dilemma postmoderner Desillusionierung, indem er konkrete Malerei und Popkultur auf ebenso poetische wie analytische Weise interagieren lässt. Ein Augenschein im Vorfeld zur Ausstellung in der Galerie Bischoff in Thun.

Cildo Meireles

Sans prétendre à l’exhaustivité, l’exposition Cildo Meireles au Musée d’art contemporain de Strasbourg réunit un ensemble conséquent de pièces réalisées depuis la fin des années 60. Les œuvres témoignent toutes d’une volonté de parvenir à une certaine hétéronomie de l’objet d’art. «Filets de la liberté», 1976, évoque, pour exemple, simultanément les structures modulaires ou les grilles de l’art dit «minimal», ainsi qu’une activité (le tissage) et un objet (le filet de pêche) vernaculaires. Une interpénétration entre l’œuvre d’art et la vie quotidienne sensible dans le choix d’objets et de matériaux volontairement ambigus, pouvant fonctionner à plusieurs niveaux et valoir dans le même temps comme symboles ou substances brutes – qu’il s’agisse de pain, de coton, de sel, de balais ou de pièces de monnaie?

Joyeux Anniversaire Raoul!

Pour fêter cet événement, Hervé Graumann propose aux visiteurs de
traverser l’écran et de découvrir l’atelier de Raoul Pictor en trois dimensions. Avec au sol, l’installation d’un «pattern» aussi ludique que coloré et au mur, une image gigantesque issue du génie aléatoire de Raoul Pictor, le lauréat du Prix Manor 2003 exemplifie l’originalité de son travail. Une célébration bienvenue pour savourer l’ironie subtile et réjouissante de ce pionnier de la création virtuelle.

Genève — MAMCO Genève

Compilation I in der Kunsthalle
Besprechung

Ein schickes Wort: Compilation, das hat Sound und klingt nach Szene, denn es bezeichnet die Kombination von Musik – eine Zusammenstellung, die aber nicht so dicht ist, wie die überlappenden oder gemischten Aufnahmen der Sampler. Kompiliert wird, was sich so beziehungsreich trifft, dass etwas von eigener Bedeutung daraus entsteht. «Compilation I» ist der Beginn einer Reihe in der Düsseldorfer Kunsthalle, die Ulrike Groos jährlich fortsetzen möchte: Eine Gegenüberstellung einzelner Positionen mit dem Anspruch der besonderen Verbindlichkeit. Den Anfang machen Rosa Barba (Köln), Jeanne Faust (Hamburg) und Jennifer Nelson (Los Angeles) – drei Künstlerinnen, die mit dem bewegten Bild arbeiten und um die dreissig Jahre alt sind.

Düsseldorf — Kunsthalle Düsseldorf

Ken Lum bei Art & Public
Besprechung

Der urbane Raum, wo die Privatsphäre mit öffentlichen und kommerziellen Interessen konkurrenziert, hat den kanadischen Künstler Ken Lum (*1956) immer wieder fasziniert. Seine «Shopkeeper Series» ist Firmenschildern nachempfunden, wie sie in den populären, multikulturellen Quartieren seiner Heimatstadt Vancouver an jeder Strassenecke anzutreffen sind.

Francis Picabia im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (ARC)

Ein Foto von Man Ray zeigt den jungen und schönen Francis Picabia lässig in einem Auto sitzend, darüber stehen die sinnigen Worte «Ich bin mein Auto». Als Auto- und Technik-Freak stand Picabia den italienischen Futuristen in nichts nach. Der Frauenheld sammelte nicht nur Autos – er besass etwa 150 Sportwagen und Limousinen, er zitierte auch ungeniert aus dem Repertoire der Kunstgeschichte. Er zelebrierte sich als «Artiste en tous genres», was er zum Stilprinzip erhob. Dies veranschaulicht die von Suzanne Pagé in Diskussion mit Peter Fischli & David Weiss kuratierte, umfassende Retrospektive mit fast 200 Arbeiten aus allen Werkphasen.