Manfred Pernice bei Annemarie Verna und Mai 36
Die zwei neuen Projekte von Manfred Pernice in den Galerien Annemarie Verna und Mai 36 knüpfen an die Schlüsselfragen an, die er in seiner Ausstellung in der Zürcher Kunsthalle im Jahr 2000 gestellt hat.
Manfred Pernice bei Annemarie Verna und Mai 36
«Casino», 2002, in der Mai 36 stellt zwei Arbeitsgruppen dar. Aus Pressspan konstruierte und stufenförmig aufgebaute Schachteln sind neben einer Wand mit privaten Schnappschüssen zu se-hen, die mit willkürlich gemischten Ziffern bezeichnet sind. Obwohl Pernice endgültige Interpretationen vermeidet, deutet er Berührungspunkte zwischen den anscheinend ungleichen Welten populärer Spiele und persönlicher Erinnerungen an. Er verbindet sie formell durch die Rolle des Zufalls, visuell durch die einfache Konstruktion von Holzgefässen und Bildern sowie psychologisch durch den Begriff der Kategorien als willkürliche Systeme.
Die zweite Arbeitsgruppe erweckt das unmittelbare Gefühl der Vertrautheit und prägt gleichzeitig emotionelle Assoziationsketten beim Betrachter. In einer bis auf Halshöhe blassblau bemalten Galerie ist ein mit Erde gefülltes Schwimmbecken von der Fotografie eines Aquariums begleitet, auf dem sich die Widerspiegelungen der Architektur des Ausstellungsraums mit den Fischen und Pflanzen überlagern. Die Vernetzung möglicher Bedeutungen wird weitergeführt: Das Zeitungsfoto von Giraffen bezieht sich auf eine lange mit Plastik eingewickelte Pflanze, und eine Fotokopie einer Landschaft beinhaltet auch ein winziges Diagramm von «Casino». Anscheinend unbedeutend, lässt es doch als Blick in das künstlerische Denken eine endlose Schwingung anklingen.
In der Galerie Annemarie Verna ist «Jeep», 2002, zu sehen, eine raumbezogene Installation, die das Luzerner Bourbaki-Panorama mit der ehemaligen Geschichte des Gebäudes als einem Jeep-Showroom vereinigt. Wie bei «Casino» bleibt der künstlerische Prozess ablesbar; die alltäglichen Materialien und ihre Konstruktion sind direkt und unprätentiös, und das Nebeneinander von Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien und Medienbildern erschafft ein emotionelles und konzeptuelles Netzwerk. Beide Arbeiten zeigen das spielerische und faszinierende Paradox, dass wir eine kollektive Sprache verwenden, die Assoziationen jedoch individuell unterschiedlich sind, die privaten Erinnerungen eine Bedeutung verleihen.
Mai 36 bis 2.3., Annemarie Verna bis 16.3.
Institutionen | Country | City |
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Annemarie Verna Galerie | Switzerland | Zürich |
Mai 36 Galerie | Switzerland | Zürich |
Felicity Lunn |
Manfred Pernice |