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1996 vom US-amerikanischen Künstler Mark Tribe zunächst als Mailingliste zur Netzkunst gegründet, ist rhizome.org bis heute eine feste Adresse für alle, die sich für digitale Kunst interessieren. Neben aktuellen Artikeln und einer stetig wachsenden, kuratierten Sammlung lanciert die in New York beheimatete Organisation auch immer wieder spezielle Projekte - wie derzeit ‹The Download›: eine Reihe von Arbeiten, welche das dank schneller Netzanbindung und großzügiger Speicherkapazitäten zur selbstverständlichen Alltagshandlung gewordene Herunterladen größerer Datenmengen zum Ausgangspunkt nimmt und den Desktop der NetznutzerInnen zum Ausstellungsraum macht. Bislang wurden drei Projekte lanciert: Den Anfang machte Ende letzten Jahres «sorry to dump on you like this.zip» (2015) von Christopher Clary - eine Arbeit, die das Konzept der Reihe derart wörtlich nimmt, dass ihr Titel bereits alles zu sagen scheint. Allerdings stellen die Tausende im zip-file enthaltenen Bilder - zu guten Teilen explizit pornografisches Material - nicht nur die Frage, wie massenhafte Verfügbarkeit das Begehren verändert, sondern demonstrieren denkbar brutal den ernüchternden Effekt, der sich einstellt, wenn man die Bilder als das betrachtet, was sie zuvorderst sind: Unmengen von zu verwaltenden Dateien, deren von Registrierziffern der Aufnahmegeräte bis zu Benennungen reichen, die Versprechen von Lust, Sehnsucht und Erfüllung transportieren. Im Februar 2016 folgte «Material Speculation: ISIS/Download Series (King Uthal)» von Morehshin Allahyari mit einer Sammlung von Dateien, die sich auf eine 2014 von Islamisten im Museum von Mosul zerstörten Statue beziehen. Mit dem aus dem Netz gezogenen Material und auf diesem basierenden, von der Künstlerin selbst erstellten 3D-Rekonstruktionen der Figur schafft Allahari ein virtuelles Denkmal für das verlorene Kunstwerk, welches die Potenziale digitaler Speicher für die Erinnerungskultur ebenso aufzeigt wie den Verlust des Originals, der durch sie niemals wettgemacht werden kann. Als jüngster Beitrag lädt «Incantations for the Birth of a Network» von Lance Wakeling zum Download ein. Wakeling weist sein Projekt als Filmscript aus, das sich mit den militärischen Ursprüngen des Internet bzw. seines Vorläufers, des ARPANET befasst. Mitten in der Reihe von .jpgs, die abwechselnd handgeschriebene Karteikarten und Bilder bzw. Collagen aus überwiegend historischem Bildmaterial zeigen, stösst man auf ein einzelnes pdf, welches sich als ‹Script im Script› entpuppt. Es imaginiert einen «Mr. Linklander«, für den offensichtlich der an der Entwicklung des ARPANET beteiligte J.R.C. Licklider Pate stand. Den eifrigen Sammler billiger Reproduktionen ereilt nach einem langen Bürotag eine Vision: «Computers for the brasses; art for the masses«. Sein neues Mantra murmelnd braust er auf dem (Daten-)Highway davon - ohne Rücksicht auf Verluste, wie es scheint...

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Digital Art
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rhizome