Vera Rothamel
Vera Rothamel
Basel — Einladend wirkt das lange Wandbild, das uns im Durchgang zur Galerie begleitet. Vera Rothamel (*1957, St. Gallen) hat den sechs Meter langen Farbstreifen als temporäre Installation direkt auf den rauen Putz gemalt. Auf flaschengrünem Grund erscheinen schwammartige, weisse und anthrazitfarbene Gebilde alternierend zu vertikalen Farbläufen. Untergrund, Farbbewegung und Farbkonsistenz bestimmen die Bildwirkung. Mit Tafelbildern, Druckgrafik und raumgreifende Installationen hat sich die Künstlerin, die an der Hochschule der Künste in Berlin studiert hat, einen Namen gemacht. In ihrer neuen Ausstellung ‹Blattwerk› zeigt sie Gemälde aus dem jüngsten Schaffen. Vegetabile Motive durchziehen ihr Œuvre seit mehreren Jahren. Auf kleineren und grösseren Formaten breitet sich ein Netzwerk an Farbströmen in bunten und gebrochenen Tönen aus, ein quirliger Farbraum, der Dahinterliegendes offenbart und Grund und Form zu einem verschlungenen Gegenüber verbindet. Feingliedrige Verästelungen erinnern an Adern, Ausblühungen des Kolorits an kleine Seen mit treibenden Pflanzen.
Die Künstlerin arbeitet in Eitempera mit Rakel und Pinsel, gibt dem Zufall und dem Kalkül gleichermassen Raum und spielt mit Transparenz und Opazität. Sie arbeitet in Schichten, die sich im Malprozess durchdringen, Darunterliegendes hervortreten lassen oder verdecken. In manchen Kompositionen verbinden sich orthogonale Netzstrukturen mit organischem Pflanzenwuchs. Leerstellen werden zur Form und verbinden Vorder- und Hintergrund zur symbiotischen Einheit. Durch Drehungen der Leinwand im Malprozess verlaufen frei geführte Pinselgesten, Drippings und Übermalungen in verschiedene Richtungen. Leuchtend bunte Ranken, Blüten und Blattwerk evozieren tropische Paradiese, ohne ein Abbild zu sein. Naturhaftes tritt in unterschiedlichen Stadien der Reduktion in Erscheinung in unmittelbarer Nähe zu abstrakten Formen. So kann sich ein einzelner lesbarer Blütenstand partiell in ungegenständlichen Farbflecken verlieren. Die Bilder sind ausschnittartig als All-over-Struktur angelegt und erzeugen den Eindruck, Teil eines umfassenderen kreatürlichen Geschehens zu sein, hervorgebracht durch Formung und Auflösung. So scheint es, als würde sich eine ungezähmte Natur in Farbe selbst hervorbringen.
Institutionen | Pays | Ville |
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Galerie Marianne Grob | Suisse | Basel |
expositions/newsticker | Date | Type | Ville | Pays | |
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Vera Rothamel | 28.08.2021 - 17.10.2021 | exposition | Basel |
Schweiz CH |
Iris Kretzschmar |
Vera Rothamel |