Kimsooja / Augustas Serapinas — Schwindel und Schwere
Von der Malerei herkommend, fokussiert die international tätige Künstlerin Kimsooja unterdessen auf elementare Stoffe: Licht und Luft sind es derzeit in Zürich. Derweil steht im Hauptsitz der Galerie Tschudi in Zuoz wiedergewonnenes Holz, transformiert zu skulpturalen Werken von Augustas Serapinas.
Kimsooja / Augustas Serapinas — Schwindel und Schwere
Zuoz / Zürich — Es wird vor Schwindel gewarnt, Tiere sind nicht erlaubt. Es gibt fast nur Licht und Luft zu sehen. Gerade deshalb entfaltet die Rauminstallation ‹To Breathe – Zurich› der koreanischen Künstlerin Kimsooja eine so starke Wirkung, nicht nur im Kopf, sondern im gesamten Körper: Die spiegelnden Platten am Boden des kürzlich eröffneten Zürcher Ablegers der Galerie Tschudi erweitern den Raum um viele Dimensionen. Die Folie an den grossen Fensterflächen bricht das Licht und vervielfacht die Bewegungen und das Farbenspiel der Aussenwelt.
Nicht ohne Grund zeigt die Galerie Tschudi Kimsoojas Arbeiten jeweils in den Winterausstellungen. Schon vor fünf Jahren anlässlich ihrer Soloschau in Zuoz folgte die damalige Installation von ‹To Breathe› der Absicht, die ganz unterschiedlichen Lichtsituationen des Sonnenscheins und der nächtlichen Kunstlichtspiele gleichermassen erlebbar zu machen. Die derzeitige Zürcher Ausgabe der berühmten Installation fällt nun leicht kleiner aus, und sowieso viel kleiner, als wenn diese Arbeit im institutionellen Rahmen aufgebaut wird. Jedes Mal entsteht etwas Neues: 2006 in Madrid, anlässlich der ersten Installation in der Reina Sofía, spielten die Farben des Nationalmuseums eine Rolle, wie auf hinterleuchteten Fotografien im hinteren Teil der Galerie neben anderen Objekten zu sehen ist. An der Biennale in Venedig 2013 spiegelten sich die metallenen Rahmen des Koreanischen Pavillons, in Zuoz war es das Holzgebälk der Dachkonstruktion. In Zürich sind es nun die Wellen der Betonrippendecke, die dem weissen Ausstellungsraum eine Patina geben. Hier spiegeln sie sich allerdings nur in einem Kunststoff. Wer die Arbeit ‹To Breathe› zur permanenten Installation erwirbt, erhält ab einer Investition von mindestens einer Viertelmillion Schweizerfranken neben der magisch-prismatisch wirkenden Fensterfolie solides Spiegelglas für Boden- und, je nach Ort, auch andere Flächen.
Die Luft und das Licht von ‹To Breathe› erregen vielleicht Schwindel, weil sie auch eine mögliche Zukunft wachrufen? Parallel zur Präsentation der etablierten Künstlerin in Zürich stellt die Stammgalerie in Zuoz schweres Material aus, nämlich erinnerungsgeladene Arbeiten des litauischen Newcomers Augustas Serapinas. Holzbalken, Dachschindeln und Fensterscheiben aus verlassenen Häusern wären ohne Serapinas subtile Manipulation höchstens Brennstoff. Die Skulpturen hauchen nun jeder Faser, jedem Korn des geretteten Materials vielerlei Werte ein.
Institutionen | Pays | Ville |
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Galerie Tschudi Zürich | Suisse | Zürich |
Galerie Tschudi | Suisse | Zuoz |
expositions/newsticker | Date | Type | Ville | Pays | |
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Kimsooja: To Breathe - Zurich | 21.01.2023 - 11.03.2023 | exposition | Zürich |
Schweiz CH |
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Augustas Serapinas — Wood and Snow | 17.12.2022 - 19.03.2023 | exposition | Zuoz |
Schweiz CH |
Sabine v. Fischer |
Kimsooja |
Augustas Serapinas |