Riverhood — Den Flüssen eine Stimme geben
Die konzentrierte und reichhaltige Ausstellung ‹Riverhood› im Kunstforum Baloise Park, von Josiane Imhasly kuratiert, erschafft mit Videos, Skulpturen, Zeichnungen, Texten, Hörstücken und Fotogrammen von neun Kunstschaffenden ein vielstimmiges Cluster zur globalen Bedeutung von Flüssen.
Riverhood — Den Flüssen eine Stimme geben
Basel — Wie ein verzweigtes Delta, dessen Adern verschiedene thematische und geografische Bedeutungsebenen auffächern, tritt die Ausstellung im Kunstforum Baloise Park in Erscheinung. An den Wänden sind poetische Zitate aus ‹River Essays› der US-amerikanischen Künstlerin, Autorin und Aktivistin Basia Irland zu lesen. Sie lassen Flüsse unter ihren Eigennamen als Ich-Erzähler:innen auftreten. Ökologie und Nachhaltigkeit sind nicht nur hier ein unaufdringlicher Teil der künstlerischen Fragestellung, sondern auch beim Videoessay ‹Lost Waters & Found Stairs› von Flurina Badel und Jérémie Sarbach. Das Bild einer Flöte, aus dem Eis eines zugefrorenen Wasserlaufs ragend, steht für die Forschungen des Schweizer Künstlerduos. Als «Fische» untersuchen sie die schwierigen Lebensbedingungen eines Flusses und lassen die Stimme des Gewässers über das Instrument ertönen.
Mit feministischem Blick befragt Magali Doughoud die Gewässer Berlins: Im Video ‹Le Continuum Bleu› spürt die in Lausanne wohnhafte Künstlerin Geschichten von Frauen nach, die im Wasser brutal zu Tode kamen. Die Parallelisierung von Körpern und Wasserläufen, denen beiden Gewalt angetan wurde, verwandelt sie zur Geste der Selbstermächtigung. Dunja Herzogs filigrane Messingskulpturen ‹Instruments For The One Who Dances With Jiggling Brass› wiederum verbinden lokale und afrikanische Welten. Dafür hat die gebürtige Baslerin zuerst Skulpturen aus Bienenwachs und Schwemmholz regionaler Flüsse erstellt. Diese Gebilde liess sie in ihrer zweiten Heimat Westafrika, im nigerianischen Benin-City, mit einem dort üblichen Abgussverfahren in Messing nachformen. Die golden schimmernden Klangkörper rufen mit ihren Tönen die afrikanische Flussgöttin Oshun an, der eine Vorliebe für klimpernde Schmuckstücke nachgesagt wird. Ferne und Nähe thematisiert auch die Arbeit ‹86 Rivers› von Dadi Wirz. Der weit gereiste Künstler aus Muttenz hat ein Archiv der mächtigen Ströme und unzähligen kleinen Flüsse der Erde zu seinem erweiterten Selbstporträt versammelt. In Plexiglasboxen lagert er einen Schatz aus Geschichten, mäandrierenden Zeichnungen, in Metall geschnittenen Flusskrümmungen und persönlichen Erinnerungen an Orte, die mit ihren Koordinaten die Welt umspannen. In der Auseinandersetzung mit all den Stimmen aus den fliessenden Welten wird deutlich, wie essenziell Wasser für das (Über-)Leben der Menschheit ist.
Institutionen | Pays | Ville |
---|---|---|
Kunstforum Baloise Park | Suisse | Basel |
expositions/newsticker | Date | Type | Ville | Pays | |
---|---|---|---|---|---|
Riverhood | 11.11.2022 - 25.05.2023 | exposition | Basel |
Schweiz CH |
Flurina Badel |
Dunja Herzog |
Jérémie Sarbach |
Dadi Wirz |
Iris Kretzschmar |