Animation — ‹Daughter› beginnt in einem Krankenhauszimmer. Im Bett liegt der Vater, davor steht seine Tochter. Zu hören ist nur das Piepen des Herzmonitors. Die emotionale Distanz zwischen den Figuren ist durch den Bildschirm förmlich greifbar. Da bricht ein kleiner Vogel, der durch die Fensterscheibe fliegt, die Spannung und ruft eine prägende Erinnerung der Tochter wach: Zurückversetzt in ihre Kindheit, gelangt sie mit einem verletzten Vogel ausser Atem zu Hause an. Für sie ein Moment, in dem sie Trost und Verständnis wollte. Für den Vater einer, in dem er mit dem Haushalt und anderen Dingen beschäftigt war, die dringender erschienen. Die Tochter deutet diese Überforderung als Indifferenz und zieht sich physisch und auch psychisch zurück. Ein kurzer Augenblick – und ein kleiner Riss wird über Jahre zu einer scheinbar unüberwindbaren Schlucht.
Daria Kashcheevas ‹Daughter› erkundet die komplexe Welt von alltäglichen Problemen zwischen (alleinerziehenden) Eltern und ihren Kindern. Die Gesichter der animierten Holzpuppen sind aus Papiermaché gefertigt, was ihnen eine ungewohnte Struktur verleiht und es der Animatorin ermöglicht, die intensiven Emotionen ihrer Charaktere zum Ausdruck zu bringen. Untermalt werden die Bilder von einem simplen, aber eindrücklichen Sounddesign, das gekonnt mit der Stille spielt.