Tschabalala Self — Performance, Inszenierungen und Rollenspiele
Figuren, die ihre Identität selbstbewusst inszenieren, aber auch zugeschriebene Rollen einnehmen. Dazu ein Mash-up aus verschiedenen Materialien, Techniken und Stilrichtungen. Die junge Amerikanerin Tschabalala Self zeigt im Kunstmuseum St. Gallen eine Ausstellung, die Komplexität nicht scheut.
Tschabalala Self — Performance, Inszenierungen und Rollenspiele
St. Gallen — «And you are? Are you a friend? Are you family? Who are you?» Diese Fragen, stetig wiederholt von verschiedenen Protagonist:innen in der theatral inszenierten Performance ‹Sounding Board›, 2021, sind richtungsweisend für die Ausstellung im Kunstmuseum St. Gallen: In immer neuen Variationen verhandelt Tschabalala Self (*1990, New York) Identität, Selbst- und Fremdverortung. Stereotypen und Rollenzuschreibungen vermischen sich dabei mit Selbstinszenierung und affirmativer Pose, während gleichzeitig verschiedene persönliche Aspekte in den Fokus rücken, darunter Selfs Identität als Schwarze Amerikanerin, als Frau und als Künstlerin.
Den Auftakt zur Ausstellung macht die Videoinstallation, welche die erwähnte Performance zeigt, aufgenommen an der Performa Biennial New York City 2021. Unterschiedliche Paarkonstellationen konfrontieren sich darin nicht nur mit repetitiven Fragen, sondern auch mit Vorwürfen und Bedürfnissen, welche Konflikte und Verhaltensweisen offenlegen, die sowohl im Privaten wie auch im Gesellschaftlichen wirken. Im Saaltext, der ausschliesslich aus Kommentaren der Künstlerin besteht, verweist Self darauf, dass sie die Figuren aus der Performance als «dreidimensionale und lebendige Version» ihrer Gemälde versteht, als Figuren, die sozusagen ihren Gemälden entsprungen sind und nun in Aktion treten. Entsprechend entdeckt man in ihren Objekten und Bildern, die den Hauptteil der Schau ausmachen, denn auch ähnliche Themen. Neben der Komplexität der Identitätskonstruktion, die Self stets aufrechterhält, ist insbesondere auch ihre Technik faszinierend. Ihre Bilder – ein Mix aus Siebdruck, Vinylfarbe, Emaille, Gouache, Acryl, Farbe und Bleistift – erinnern unter anderem an Kubismus, Pop-Art, Grafik oder Textilkunst. Oft näht sie auch Stoffe, aus denen sie ihre Personen wie Collagen entstehen lässt, auf die Leinwand. Bemerkenswert ist dabei, wie sie den Faden nicht nur zweckmässig einsetzt, sondern mit ihm buchstäblich zeichnet und dabei den Gesichtern und Körperteilen Konturen verleiht. Nach dem Gang durch die Ausstellung wünscht man sich einzig, dass sich die Künstlerin nicht auf ihrem bisherigen Erfolgsrezept ausruhen wird: Viele der Bilder sind sich relativ ähnlich, und man ist gespannt, was von Tschabalala Self in Zukunft noch kommen wird. Vorerst jedoch sei ihr die volle Aufmerksamkeit gegönnt, denn: «Today is about me. Can you see that? Can’t you see all these eyes on me? See it, feel it and know it, baby.»
Institutionen | Pays | Ville |
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Kunstmuseum St.Gallen | Suisse | St. Gallen |
expositions/newsticker | Date | Type | Ville | Pays | |
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Tschabalala Self | 25.02.2023 - 18.06.2023 | exposition | St. Gallen |
Schweiz CH |
Tschabalala Self |
Martina Venanzoni |