Exomusée

Mona Caron · Grande Gentiane, 2021, ­Exomusée. Foto: F. Balmer

Mona Caron · Grande Gentiane, 2021, ­Exomusée. Foto: F. Balmer

Shock-1, Radium, 2021, Exomusée. Foto: F. Balmer

Shock-1, Radium, 2021, Exomusée. Foto: F. Balmer

Hinweis

Exomusée

Le Locle — Im Jahr 2009 wurde Le Locle zusammen mit La Chaux-de-Fonds zum UNESCO-Weltkulturerbe. Dies ist eine grosse Anerkennung für die eher vergessene Region im Neuenburger Jura, die für ihre Uhrenindustrie-Architektur bekannt ist. Aber die Loclois sind heute fast noch stolzer auf den wachsenden Erfolg der Exomusées, des Streetart-Projekts, das 2018 von der Vereinigung Luxor Factory ins Leben gerufen wurde. «Die Leute hier haben schon lange darauf gewartet … Endlich ein wohlwollender Blick auf die Region!», erklärt Sylvie Balmer, die Co-Leiterin des Projekts. Damit man sich nicht täuscht, warnt Balmer: «Dieses Freilichtmuseum hat ein Konzept und eine klare Absicht, nämlich den Blick auf Le Locle zu verändern und allen den Zugang zur Kultur zu ermöglichen.» Das Ziel des Projekts ist somit nicht nur, diese Stadt schöner zu machen. Streetart, die Kunst der Peripherie, die in den 1980er-Jahren in den amerikanischen Vorstädten entstand, mitten im Neuenburger Jura? Es mag exotisch klingen, aber nur wenige Meter von der Grenze zu Frankreich entfernt fühlt man sich hier nicht wirklich wie im Zentrum der Schweiz, sondern eher wie an einem Stadt(Staat-)rand.
Bis 2024 sollen fünfzig Fresken an den Fassaden der Stadt erblühen – bis heute wurden bereits dreissig Projekte von internationalen Street Artists realisiert, einige davon aus der Schweiz und die meisten aus Europa. Alle werden von der Luxor Factory eingeladen, ein Kunstwerk zu einem bestimmten Thema rund um die Geschichte von Le Locle zu entwickeln und zu produzieren. Streetart ist ein Symbol für eine engagierte Meinung, «un art militant», wie die Organisatoren selbst formulieren.
Einige Beispiele sind wirklich verblüffend, wie das Fresko des Londoner Künstlers Shock-1, der sich mit der tragischen Geschichte des Radiums befasst. Mit seinem einzigartigen Stil (medizinische Röntgenaufnahmen mit Sprühfarbe), der auch als «X-Ray-Art» bezeichnet wird, gedachte dieser Streetart-Pionier den Opfern von Radium. Dieses radioaktive Metall, das über ein halbes Jahrhundert lang von der Uhrenindustrie verwendet wurde, schädigte die Gesundheit Tausender Frauen, die mit Radium arbeiteten. Ein paar Strassen weiter trifft man auf einen riesigen Enzian, der auf ein tristes graues Gebäude gemalt ist. Dahinter steht die in Kalifornien lebende Tessinerin Mona Caron, bekannt für ihre botanischen Darstellungen auf Wände, die sie als «geopoetische Räume» betrachtet. Ihr Fresko feiert diese lokale robuste Blume mit bitterem Geschmack. Ob auf ganzen Fassaden oder auf kleinen Flächen, Kunst findet man überall in Le Locle. Alle Stile der Streetart sind vertreten, ebenso wie alle Techniken – ein wahres Museum, das sich im Sommer zu besuchen lohnt.

→ Exomusée, im Aussenraum ↗ www.exomusee.ch

Artiste(s)
Mona Caron
Auteur(s)
Ingrid Dubach-Lemainque

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