Chalet5

Chalet5 · Ur(i)hütte, 2023, Ausstellungs­ansichten Alte Kirche Göschenen

Chalet5 · Ur(i)hütte, 2023, Ausstellungs­ansichten Alte Kirche Göschenen

Chalet5 · Ur(i)hütte, 2023, Ausstellungs­ansichten Alte Kirche Göschenen

Chalet5 · Ur(i)hütte, 2023, Ausstellungs­ansichten Alte Kirche Göschenen

Hinweis

Chalet5

Göschenen — Im zweiten Teil des Kunst- und Kulturprojekts ‹Ur(i)hütte› (→ KB 10/2022, S. 71/72) konstruieren Karin Wälchli (*1960) und Guido Reichlin (*1959) von Chalet5 inmitten der Alten Kirche von Göschenen ein Hüttenhotel der spielerischen Art. Göschenen schrieb 1882 mit dem Bau des damals längsten Eisenbahntunnels der Welt Geschichte. Ein Tourismusstrom brachte Gäste aus Nah und Fern in eine stattliche Anzahl Dorfhotels mit noblen Namen wie De la Gare oder Grand Hotel. Aus dem stillgelegten Hotel Löwen liehen sich die Kunstschaffenden Mobiliar und Gemälde. Für ihr Hotel sprengten sie diese Zeitkapsel und vermengen nun das gastfreundliche Klima mit eigenen künstlerischen Projekten. In diesem Vorgehen entspinnt sich die soziologische Frage nach der Identität einer Bergbewohnerschaft, die mit dorfbaulichen Veränderungen konfrontiert wird.
Das ‹Hüttenhotel Löwen› von Chalet5 ist aus Abfallholz gebaut. Durch ein plastisch bekröntes Portal mit einem marmorimitierenden Versatzstück aus der Serie ‹Gatekeeper›, 2009 in Kairo entstanden, wird den Besucher:innen Einblick auf Bettvolants aus dem Hotel Löwen gewährt. Neugierig geht man an alten, bemalten Waschschüsseln entlang und erblickt die weitere Ausstattung: Ölgemälde und Lithografien, die orientalische Szenerien, Motive aus der Oper ‹Die Entführung aus dem Serail› sowie idealisierte antike Naturschilderungen zeigen. Diese für Gäste gedachten Sehnsuchtsorte kombiniert Chalet5 provokant mit brieflichen Bittstellungen aus dem Staatsarchiv, welche die schwierige ökonomische Lage der Hotellerie nach dem Ersten Weltkrieg spiegeln. Das Eintauchen in das ‹Hüttenhotel Löwen› wird mit dem Hinabsteigen in die Baustelle der zweiten Gotthardröhre verbunden. Analog der im Prozess begriffenen Fotoserie ‹Karin steht dazu›, ab 2006, zeigt die Installation an der Hüttenaussenwand stolze Mineure, die neben imposanten Verkabelungen oder dem Tunnelausgang posieren. Nach Antworten auf die lokale Identitätsfrage sucht das Künstlerduo nicht nur über die reiche Geschichte und Tradition, sondern auch über kulturelle Teilhabe, die sich unter anderem mit dem Thema Essen verbindet. So konnten Kinder aus der Region Teller mit lustvollen, fantasiereichen Menüs bemalen. Kätzchendonuts und Sushi hängen jetzt an der hölzernen Chorwand und erinnern an das internationale Flair, aber auch an die Solidarität, was beides schon immer in Göschenen existiert hat. Es ist zu hoffen, dass diese künstlerische Aufarbeitung auch in anderen Bergregionen Fuss fasst und nicht nur, so wie im Geschäftsmodell von Andermatt, Utopie bleibt.

Jusqu'à 
01.10.2023
expositions/newsticker Date Type Ville Pays
Chalet5 – Ur(i)hütte 25.06.2023 - 01.10.2023 exposition Göschenen
Schweiz
CH

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