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Die Videoinstallationen von Christine Camenisch und Johannes Vetsch thematisieren die grundle- genden Merkmale des Mediums Video und seiner Präsentation, nämlich die Möglichkeit, Bilder, also bewegtes Licht, in den Raum zu projizieren. In Ihren meist ortsspezifischen, auf den jeweiligen Raum bezogenen Arbeiten, schafft das bewegte Videolicht einen neuen Raum, ja sogar eine neue (Licht-)Architektur, die den Raum und damit dessen Erfahrbarkeit grundlegend verändert und in Frage stellt.

Ihre reduzierte Formensprache erinnert an Werke des abstrakten Films aus den 1920er Jahren, wie etwa die Filme von Viking Eggeling oder Oskar Fischinger, die mit Licht in Bewegung arbeiten. Eine Verbindung lässt sich ebenfalls ziehen zu den späteren Werken von Anthony McCall, der in seinen Solid Light Sculptures bewegtes Licht als bildhauerisches Element für Skulpturen im Raum benutzt.

Die aus einfachen Gitterrastern bestehenden Computeranimationen bewegen sich über die weißen Wände. In den Mehrka- nalinstallationen werden die Animationen mit mehreren Projektoren aneinander gelegt und so auf den Raum hin angepasst. Für den Betrachter entstehen dadurch physisch empfundene Eindrücke, das Gefühl des Fahrens und der Instabilität.

Neben den abstrakten Videoprojektionen setzten sich die zwei Künstler immer auch mit Videoloops auseinander, die gegen- ständlicher und narrativer sind. Wie bei den Computeranimationen verändern die raumbezogenen Projektionen, je nach Standort des Betrachters, die Rezeption der verschiedenen Bewegungen.

Die Installationen lösen sich von der konventionellen Betrachtungssituation von Film oder Video: die bewegten Bilder er- strecken sich über die architektonischen Gegebenheiten, ohne Rücksicht auf Bildverlust, und laden den Betrachter ein, sichim Raum zu bewegen. Sie „beleben“ die Räume und Oberflächen auf die projiziert wird, mit Bildern und positionieren den Betrachter zwischen dem realen Raum und einem von visueller Imagination. (Ruth Kissling, Kunsthalle Basel, anlässlich der Kunstkreditausstellung, 2014)

Für Das Esszimmer konzipierten Camenisch/Vetsch auf die jeweilige räumliche Situation zugeschnit- tene Mehrkanal-Videoinstallationen. Im ersten Ausstellungsraum ist es die Arbeit Schwarm (2016), deren farbige Lichtflächen sich kontinuierlich horizontal der Wand entlang verschieben. Die unterschiedlichen Tempi der einzel- nen Laufbänder bewirken eine wechselnde Verzahnung der verschiedenen Farbflächen. Es entstehen, sich ständig verändernde Wandbilder, oszillierend zwischen Streifen und kompakten Flächen. Versucht der Betrachter die Farbflächen und Streifen zu verfolgen, verstärkt sich bei ihm ein Gefühl von Instabilität und des Fahrens. Nur die, für kurze Momente stehenden Bilder, lassen dem Betrachter Gelegenheit, die Installation als Bild zu erfahren, denn die Unbeweglichkeit des Raumes löst sich sogleich wieder auf.

Im zweiten Ausstellungsraum spielt eine neue Videoinstallation, mit der räumlichen Wahrnehmung des Besuchers. Drei Projektionen desselben Videoloops einer Wasseroberfläche verändern sich sowohl durch ihre unterschied- liche Projektion als auch durch die Position des Betrachters im Raum. Der plastische Raumeindruck des Reliefs, hervorgerufen durch Licht und Schatten, ändert im bewegten Bild zusätzlich die Materialität des Wassers.

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