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How to Work Better
1991 listeten Fischli/Weiss an der Brandmauer eines Zürcher Bürogebäudes zehn Punkte zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes auf. Das ­berühmte Manifest «How To Work Better» ist gleichzeitig ein nützlicher Ratgeber wie ein ironischer Kommentar auf die New-Age- und New-Economy-Attitüden zu Beginn der 1990er-Jahre.
2009 kuratierte ich im Rahmen des Symposiums «Das Büro» im Atelier am Kunsthistorischen Seminar der Universität Jena eine Ausstellung mit ebendiesem Titel. Dabei ging es um die Frage nach den Arbeitsstrategien aus dem Büroalltag, die auf künstlerische Prozesse übertragen werden.
In den letzten Jahren jedoch ist mir die ­Arbeit von Fischli/Weiss immer wieder in anderem Zusammenhang durch den Kopf gegangen. Die Zeiten der New Economy sind vorbei und mit ihnen auch die grosszügigen, kostspieligen Projekte der 1990er-Jahre, in denen Display, Ambiente oder die Partizipation des Publikums in den Vordergrund rückten. In den letzten Jahren wurde die Frage von Fischli/Weiss von «How to Work Better» immer mehr auf ein grundlegendes «How To Work?» reduziert.
Die Frage nach den Bedingungen und Methoden der künstlerischen Arbeit und ihrer Präsentation hat eine neue Dringlichkeit bekommen. Die Möglichkeiten der Produktion und des Ausstellens werden immer schwieriger. Stetige Kürzungen der Kulturetats, schlechter werdende Bedingungen der künstlerischen Produktion und der nicht kommerziellen Ausstellung von Kunst, Mangel an günstigen Wohn- und Arbeitsräumen stehen in einem Widerspruch zu einem beschleunigten Kunstmarkt und einem schnellen und oftmals schnelllebigen Ausstellungsbetrieb.
Unter solch erschwerten Bedingungen ist es wichtiger geworden, den Schwerpunkt nicht nur der kuratorischen Arbeit, sondern auch des kulturellen Engagements auf die Kunstproduktion und deren sorgfältige Präsentation zu legen. Gerade in prekären Zeiten ist es umso wichtiger, die zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten so einzusetzen, dass sie in erster Linie den KünstlerInnen und ihren Werken zugutekommen. Die Konzentration auf das Wesentliche - also auf das Kunstwerk/die Arbeit - sollte in den gegenwärtigen Zeiten der erste Punkt im Manifest zur besseren Arbeit im Kunstbetrieb sein.

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