Emmanuelle Antille und Masaki Fujihata im Centre pour l'image contemporaine

Emmanuelle Antille · Floating, crashing, spinning, spitting, kissing, beating over and over, not to stop feeling, 2005

Emmanuelle Antille · Floating, crashing, spinning, spitting, kissing, beating over and over, not to stop feeling, 2005

Besprechung

Bevor am 11. November die Biennale de l'image en mouvement zum 11. Mal ihre Tore öffnet, zeigt das Centre pour l'image contemporaine Saint-Gervais in einer Doppelausstellung eine neue Videoinstallation und Fotografien von Emmanuelle Antille (*1972), sowie vier «Field-Works» des japanischen Medienkünstlers Masaki Fujihata (*1956).

Emmanuelle Antille und Masaki Fujihata im Centre pour l'image contemporaine

Ein «no man´s land» irgendwo im Kanton Waadt: ein Steinbruch, ein Altmetalllager, ein verlassenes Motel. Dort hat Emanuelle Antille eine Gruppe von Jugendlichen gefilmt. Sie schlagen sich, fahren Autos zu Schrott, zerstören Mobiliar - hüpfen unbeschwert über eine Wiese, fliegen mit dem Skateboard durch die Luft oder blasen sich liebevoll den Rauch einer Zigarette ins Gesicht. Vor einem Spiegel betrachtet ein Junge ungläubig und besorgt eine Wunde an seinem Bauch. Kinder beim Erwachsenwerden; Gefühle, die wie ein Sturm durcheinander wirbeln. Die kurzen, Dokumentarfilm ähnlichen Sequenzen über das Zusammenleben und die Rituale der Teenager wurden abwechselnd mit Aufnahmen eines Tornados in den USA auf mehrere Bildschirme verteilt. Durch die geschickte Komposition von intimen Porträts, Aktion, Landschaft und Musik (Gruppe Illford und Valérie Niederoest) entstand eine dynamische Collage ohne falsche Dramatik, die einfühlsam die Problematik der Adoleszenz widerspiegelt. «Floating, crashing, spinning, spitting, kissing, beating over and over, not stop feeling», 2005, nennt sich die aus sechs Videos und einer Serie von Fotografien bestehende Installation - der zweite Teil der Trilogie «Tornados of my heart», zu der auch die Filmprojektion gehört, die anlässlich der Art in Basel in «Art unlimited» zu sehen war. Die dritte Werkgruppe wird ab 4. Okober in Paris in der Galerie du Jeu de Paume ausgestellt werden.

Masaki Fujihatas «Field-Works» haben wenig mit Emotionen zu tun. Man könnte den Japaner, der an der National University of Fine Arts and Music in Tokio unterrichtet, als einen mit den neuesten technologischen Hilfsmitteln ausgerüsteten «Landvermesser» bezeichnen. Unterwegs mit einem Rucksack, der mit GPS (Global Positioning System) ausgestattet ist, einer digitalen Videokamera, einem Taschencomputer und einem elektronischen Kompass sammelt er Daten, Bilder und Interviews, so etwa kürzlich in der Stadt Genf, wo er zusammen mit Studenten der HEAA «Landing Home in Geneva/Field-Work Geneva», 2005, realisiert hat. Das aufgezeichnete Material setzt Fujihata stereoskopisch in ein virtuelles Koordinatensystem um. Die entlang der als Linien sichtbaren GPS-Spuren aufgereihten Bilder erlebt der Betrachter durch eine Spezialbrille als dreidimensionales Gebilde, als komplexes Zusammenspiel von Raum, Zeit und mündlicher Überlieferung.

Jusqu'à 
15.10.2005

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