«A kind of magic. The Art of Transforming» im Kunstmuseum

Bill Viola · Video Still from The Crossing, 1996, Dallas Museum of Art, Dallas, TX, © Bill Viola

Bill Viola · Video Still from The Crossing, 1996, Dallas Museum of Art, Dallas, TX, © Bill Viola

Besprechung

Dass dem Wesen der Kunst eigentlich immer ein transformativer Akt zugrundeliegt, führt uns die Ausstellung «A kind of magic» mit zwölf qualitativ sehr unterschiedlichen Positionen auf unprätentiöse Art vor Augen.

«A kind of magic. The Art of Transforming» im Kunstmuseum

Auf einer in der Raummitte frei stehenden Leinwand sehen wir einen Mann in Zeitlupentempo auf uns zukommen, bis er in überdimensionaler Grösse vor uns stehen bleibt. Um seine Füsse beginnt sich ein kleines Feuer zu entfachen, das bald zu lodern anfängt und den Mann erfasst. Nach einer Weile fällt das Feuer bis auf eine kleine Flamme in sich zusammen, und der Mann ist verschwunden. Die andere Seite derselben Leinwand zeigt denselben Mann, dem anfänglich ein Regentropfen auf den Kopf fällt, der dann zum prasselnden Wasserfall anschwillt, welcher mit voller Wucht und tosendem Lärm auf den Mann herunterstürzt, ihn hinwegschwemmt; worauf die Flut nach und nach versiegt. Die Videodoppelprojektion «The Crossing», 1996, von Bill Viola knüpft an Bilder von Feuersbrünsten und Überschwemmungen. Damit thematisiert er zunächst unsere Angst vor Naturgewalten oder unsere Weltuntergangsfantasien. Doch die gelassene Haltung des Mannes gegenüber der zerstörenden Kraft des Wassers und des Feuers weist auf seinen Glauben an die kathartische Kraft der Elemente hin, mit denen er sich in stoischer Verehrung vereinigt.

Den alten Menschheitstraum vom Fliegen nimmt Carsten Höller auf. Den Besuchern wird die Möglichkeit geboten, seinen Flugapparat, 1996, auszuprobieren und im Museumsraum in luftiger Höhe ohne Absturzgefahr umherzuschweben. Dagegen ist die südafrikanische Künstlerin Berni Searle ganz mit der Erde verbunden: In einer quasi rituellen Handlung übermittelt sie in ihrer Videoprojektion «Snow White», 2002, archaische Bilder von Sein, Wandlung und Identität. Nach diesem starken Auftakt scheint fürs Erste viel Kraft verpufft, und man ist gespannt, ob die folgenden Künstler dieses Niveau halten können. Doch der weitere Gang durch die Ausstellung löst zuweilen eine gewisse Orientierungslosigkeit aus. So weiss man zum Beispiel nicht, worauf Stefan Banz mit seinem reishaltigen «La Dent Blanche», 2004/05, in Miniatur-Suisse-Proportionen in zengartenähnliches Setting gesetzt, hinaus will. Enttäuschend sind sodann die spannungslosen Glasgemälde mit Rotkäppchen und Wölfen, 1999, von Kiki Smith, die vor zwei Jahren im selben Hause mit einer im Raum schwebenden weiblichen Skulptur (auch 1999) eine oszillierende Existenz zwischen Tod, Künstlichkeit und aufglimmendem Leben beschworen und damit einen fulminanten Auftritt hatte. Einfach und anspruchslos schön präsentiert sich der farbenprächtige, gläserne Zaubergarten, 2005, des amerikanischen Künstlers Dale Chihuly, dessen kunsthandgewerblichen Fertigkeiten Bewunderung auslösen, obwohl die Installation die Kitschgrenze überschreitet. Auch die schwelgerischen Landschaftsfotografien, 2001/02, der australischen Künstlerin Rosemary Laing sind etwas zu gefällig.

Dann endlich ein Hauch von Magie: In Form der lebensgrossen, transparenten Nachbildung eines am Boden liegenden Elefanten, 2005, von Victorine Müller. Aus dem Dunkeln auftauchend, lässt seine Leichtigkeit eine traumhafte Erscheinung vermuten, fast als wäre er nach einer Illusionsshow von David Copperfield dematerialisiert worden. Die Bezauberung hält allerdings nicht lange an. Lori Hersbergers «We?re gonna cross that bridge» bereitet uns dann einen abrupten, sehr dünnen Abgang. Katalog.

Jusqu'à 
26.11.2005

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