Susana Perrottet

Susana Perrottet · Visión Compartida, 2011, Still aus Animation

Susana Perrottet · Visión Compartida, 2011, Still aus Animation

Besprechung

Die peruanisch-schweizerische Künstlerin Susana Perrottet ist eine Wanderin zwischen den Welten: zwischen Lima und der Schweiz wie auch zwischen dem Dies- und Jenseits. Nun zeigt sie im Rahmen des Festivals ‹Fantoche› in einer Einzelpräsentation Zeichnungen, Malereien und neue Animationsfilme.

Susana Perrottet

Man fühlt sich in die Kindheit zurückversetzt, in Zeiten, in denen man sich, im Dunkeln hockend, schauerliche Geistergeschichten erzählte. Doch in Susana Perrottets (*1975, Lima) Animationsfilmen erweist sich das Übersinnliche als eine ganz alltägliche Angelegenheit. Man hört von Türen, die nächtens auf- und zugehen, von Wasser, das von selbst in eine Badewanne einläuft, oder von einem Unsichtbaren, der sich neben einen ans Bett setzt. Mit Vorliebe lotet Perrottet den Grenzbereich zwischen Dies- und Jenseits aus. Sie begibt sich auf die Spuren ihrer Kindheit in Lima, fragt Freunde und Verwandte über paranormale Phänomene aus - insbesondere Begegnungen mit Verstorbenen - und erzählt von ihren eigenen übersinnlichen Erlebnissen. Die Gespräche zeichnet sie auf und kombiniert sie mit ganz eigentümlichen, oft surrealen Animationen, die - etwa in ‹Paranormal personal› - von einem Rauschen und der flüsternden Stimme der Künstlerin untermalt sind. In ‹Vision compartida› sind Architekturen und Intérieurs fotografiert und nachgezeichnet. Die gezeichnete Version bricht als übernatürliche Dimension herein und lässt Verstorbene auftauchen. Ausgehend von comicartigen, filigranen, schwarzweissen Bleistiftzeichnungen, erfasst Perrottet direkt und ungekünstelt das Magisch-Okkulte. Reale Figuren und Fantasiegestalten, Träume, bewusste und unbewusste Momente behandelt sie als einander gleichwertig. Dies äussert sich besonders in den Malereien, welche die Künstlerin in Begegnung mit ihrem Alter Ego zeigen.
Dabei lässt sie vieles offen und indem sie in dieser Weise Aberglaube, Realität und Fiktion reflektiert, leistet sie einen relevanten Beitrag zum Diskurs über dokumentarische Strategien in der Kunst. Ihre Urgrossmutter war Suzanne Perrottet (1889-1983), neben Rudolf von Laban (1879-1958) und Mary Wigman (1886-1973) eine der Begründerinnen des modernen Ausdruckstanzes und Erneuerin der Tanzerziehung. Von 1917 bis 1919 hatte Suzanne Perrottet Kontakt zur Zürcher Dadabewegung und trat als Musikerin in der Galerie Dada auf. Während dieser Zeit lebte und arbeitete sie mit Rudolf von Laban zusammen und hatte mit ihm einen Sohn. In ‹Perception› erzählt ein junger Mann, wie ein Teil seiner verstorbenen Mutter in ihm weiterlebt; vergleichbar lebt der Geist von Suzanne Perrottet in ihrer Urgrossnichte weiter, was nur schon die frappante Ähnlichkeit im Doppelporträt nahelegt.

Jusqu'à 
19.09.2011

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