Didier Rittener
Didier Rittener
Der Weg vor die Tore der Stadt in den Neubautraum der Bürotrabantenstadt ist weit, Micro Onde, der Name des Ausstellungsraums, nicht untertrieben. Für die kleine Kammerausstellung von Didier Rittener ist der Ort genau richtig. Auf bekannte Weise hat Rittener sich zeichnend Bilder angeeignet, Orte und Landschaften in die Züge des Zeichenstifts übertragen, im Raum verteilt. Es geht um die Aufstellung vor dem Bild, darum, wie es absorbieren kann. Ritteners Zeichnungen sind Übersetzungsarbeit, voll Verschiebungen, Verzerrungen und Verdrängungen. Die Linien vollziehen den Weg des Bildes aus dem Bewusstsein ins Unbewusste, lassen Verdrängtes hervortreten. Die ganze grosse, fast zwanzig Meter hohe Stirnwand des Saals ist vollständig mit einem Auszug aus Hieronymus Boschs Garten der Lüste bedeckt. Rittener hat Lebewesen weggelassen, nur Büsche, Steine, Boden stehen in unscharfem Grau auf der Wand wie der Ausgang in eine andere Welt. Den bietet ein Loch, das merkwürdig im Dekor schwebt. «Eine fliegende Untertasse», scherzt der Künstler, «ein Fremdkörper, der aber an der Stelle ist, an der im Bild der Jungbrunnen dargestellt wird». Das Loch in der Welt ist bekanntes Motiv Ritteners, es taucht in früheren Arbeiten auf, die im Inneren einer Art Bühnen-Baracke hängen. Etwas versetzt in den Raum gestellt, sind in die Beton-Wände Furchen geritzt. Spuren des Grafischen, im Sinne des griechischen grapheín für Eingraben. Drama der Zeichnung? «Um das Theater ging es mir weniger», stellt der Künstler richtig, «vielmehr um den Raum, dessen Veränderung durch die Zeichnung und um die Zirkulation zwischen den Arbeiten.» Viele seiner Zeichnungen seien Alltagsbeobachtungen, wie der Baum in einer Hofecke: «Ich sah diesen Ort aus meinem Atelierfenster in London, so surreal kann Wirklichkeit sein», erklärt er. Tatsächlich erweist sich Ritteners konzentrierte Darbietung als Sondierung einer Psychologie von Zeichnung, die man mit Freuds ‹Wunderblock› oder ‹Sandmann› illustrieren könnte. Vielversprechender scheint, sich der ‹légère élévation› - so der Ausstellungstitel - der leichten Erhebung in den Zeichenräumen zu überlassen.
Institutionen | Pays | Ville |
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L'Onde | France | Vélizy-Villacoublay |
expositions/newsticker | Date | Type | Ville | Pays | |
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Didier Rittener | 03.10.2014 - 14.12.2014 | exposition | Vélizy-Villacoublay |
France FR |
Didier Rittener |
J. Emil Sennewald |