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Vom Verstummen des Bildes

An der «Documenta XI» hat der Belgier Luc Tuymans als einer der sonst kaum vertretenen Maler einen Raum bespielt und darin zusammen mit anderen Gemälden ein grossformatiges, fast wandfüllendes Stillleben gezeigt. Das ist ungewöhnlich für einen Maler, der sonst mit kleinen Formaten arbeitet. Ohnehin aber prägen sich Tuymans’ Bilder ein; sie sind so schnell nicht zu vergessen. Vielleicht entfalten sie ihre Wirkung auch erst posthum, wenn nur noch jenes Bild da ist, welches das materielle hinterlassen hat. Das Gespräch blendet zurück auf Tuymans Documenta-Auftritt und versteht sich gleichzeitig als eine Art Epilog zum Ausstellungsprojekt «Painting on the Move» in Basel, wo er ebenfalls vertreten war.

Hannover — Kunstverein Hannover

Aus einem Bein einen Kopf machen

Mit seinen Installationen aus zerstörtem und bearbeitetem Design, seinen gittertapezierten Räumen oder Lichtobjekten aus Neonröhren hat der aus Glasgow stammende Martin Boyce die gestaltende Moderne des zwanzigsten Jahrhunderts als Metapher etabliert. Seine Skulpturen und Räume spielen mit der mehrdeutigen Schönheit der ästhetischen Funktionalität und unterlaufen diese: fasziniert, kritisch und destruktiv.

Land reclamation im toten Winkel

Peter Regli (*1959, Andermatt) hat im Urnersee eine ringförmige Insel realisiert, die im Rahmen des Projekts «Seeschüttung Urnersee» kürzlich dem Kanton Uri als Vogelschutzgebiet übergeben wurde. Betreten verboten!

Konkretisierung des Abstrakten oder Anweisung zum besseren Leben

San Keller hat in den letzten Jahren mit verschiedenen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Häufig finden sie ausserhalb von Kunsträumen statt und bestehen darin, dass der Künstler einen zeitlichen und/oder räumlichen Rahmen vorgibt, innerhalb dessen er selbst und/oder andere
bestimmte Handlungen ausführen sollen. Kürzlich stellte Keller in Zürich und in Berlin in einer Art Performance seine eigenen Arbeiten vor, so lange, bis der letzte Teilnehmer nach Hause ging.

Le cocaïnomètre de Rob Pruitt

Il fallait s’y attendre. Mort ou vif, un (bon) artiste revient toujours sur les lieux du crime. Après quelques années d’émulation glamour et rebelles menées tambour battant dans le «New York arty» de la fin des années 80 avec son compagnon de jeu Jack Early, l’artiste américain
Rob Pruitt s’est vu du jour au lendemain consensuellement
boycotté par l’ensemble des «professionnels de la profession». Tout s’arrêta. Il avait vingt-huit ans. Mais pour le bonheur de tous, la roue tourne à nouveau depuis 1998!

Dijon — Le Consortium

SUR LA TANGENTE

Depuis plus de deux ans, une petite vitrine surplombant l’entrée d’un immeuble invite des artistes à inscrire leurs travaux dans le «red light district» de Genève.
Proposer des interventions artistiques qui se fondent dans
l’environnement, tout en concurrençant la multiplicité des «attractions» sensorielles de la vie urbaine, telle est la gageure de planet22.

Genève — planet 22

Tacita Dean im Kunstverein
Besprechung

Seit ihrer letztjährigen Soloschau in der Tate Britain in London ist die 1965 geborene und momentan in Berlin lebende Tacita Dean mehr als ein Geheimtipp. Das Aachener Ludwig Forum wird ihr am 5.12. einen Preis verleihen. Doch was bedeutet schon Ruhm und Geld, wenn die Zeit das Mass aller Dinge ist.

«Animation: Video» im Centre d''édition Contemporaine
Besprechung

Nicht jeder Passant wird es bemerken, manch einer aber wird stehenbleiben, aufmerksam geworden durch die Musik und die Geräusche, die durch einen kleinen Lautsprecher auf die Strasse dringen, oder vor allem nachts durch das farbige Licht, das in einem schmalen Sehschlitz im schwarz verklebten Schaufenster flimmert. Es ist keine neue Disko und kein zweideutiges Lokal, sondern das Centre d’édition contemporaine an der rue St-Léger in der Genfer Altstadt, das auf diese originelle Art eine Reihe von Künstlervideos unter die Leute bringt.

Daniel Roth bei Meyer Riegger
Besprechung

Fünf Jahre ist es her, als Jochen Meyer und Thomas Riegger gemeinsam als Galeristen starteten. Mittlerweile zu einer internationalen Institution herangewachsen, halten sie ihrer Stadt und vor allem den Künstlern die Treue. Einer ihrer profiliertesten Künstlerpartner ist Daniel Roth (*1969), der zum Jubiläum auf doppelter Ausstellungsfläche in renovierten Räumen zu einer Weltreise mit ungewissem Ausgang lädt.

Karlsruhe — Meyer Riegger

Christopher Williams bei Gisela Capitain und David Zwirner
Besprechung

Das Zeitungsbild ist etwas ausgeblichen: eine deutsche Fussgängerzone, Menschen in Drahtsesseln, Ladenfronten. Die Schrift daneben wird von der Schnittkante halbiert. Lesbar bleibt darüber «The Rheinisch Carnival-Event» und «Düsseldorf». Ein breiter Tesastreifen fixiert den Ausriss in der oberen Hälfte des mintgrünen Bondpapiers. Aus altem Material, gesammelt vor mehr als zwanzig Jahren, erinnern die Arbeiten an eine Zeit, in der Christopher Williams sein Europa mit der Schere in Reisebroschüren suchte. «Have a Camparia on the Piazza San Marco, Venice» eine zugreifende Formel der Tourismusindustrie aus einer Zeit vor Globalisierung und Migration, die dem amerikanischen Künstler im Rückblick «so besonders charmant und friedlich» vorkommt.