arte elementare

Elisabeth Sonneck · Scrollpainting 53 Tresholds, 2018, Öl auf Papier je 110 x 493–1000 cm, Bambus, Nylonschnur, Steine, IWE Art Museum, Kunming. Foto: Yang Rui

Elisabeth Sonneck · Scrollpainting 53 Tresholds, 2018, Öl auf Papier je 110 x 493–1000 cm, Bambus, Nylonschnur, Steine, IWE Art Museum, Kunming. Foto: Yang Rui

Stephen Menotti · Posaunen-Performanz, 4 Posaunen, 3 Lautsprecher, Dreirosenbrücke, Basel, 2021

Stephen Menotti · Posaunen-Performanz, 4 Posaunen, 3 Lautsprecher, Dreirosenbrücke, Basel, 2021

Hinweis

arte elementare

Hochdorf — ‹arte elementare›: Unter diesen schlichten, doch grundsätzlichen Titel stellt Giuseppe Di Salvatore seinen Beitrag zu einer Reihe von Ausstellungen junger Gastkuratorinnen und -kuratoren im Kunstraum Hochdorf. «Es geht nicht um die Wirkung von Licht, Zeichen und Farben im Raum, sondern um den Raum, der durch Licht, Zeichen, Farben gestaltet und erfahren wird.»
Der explizite Bezug auf den «Spazialismo» und den Postminimalismus in der italienischen Nachkriegskunst eröffnet einen Begegnungsraum über die Spartengrenzen hinweg. So trifft Malerei von Tanja Nittka und Alfred Sidler auf Animationsfilme von Zaide Kutay und Géraldine Cammisar, auf Elisabeth Sonnecks raumgreifende Installationen, die wie Echoräume der Malerei erscheinen, und auf die reduzierten installativen Gesten von Renata Bünter, wo Linien das dreidimensionale Kontinuum interpunktieren. Elemente des Geschehens werden ebenso die musikalische Performance von Stephen Menotti bei der Finissage sein wie der Essay des Kurators im Katalog der Ausstellungsreihe. Materialien, Klang, Licht und Text sollen sich nicht in medienreflexiver Selbstbezüglichkeit gegeneinander abgrenzen, sondern zu einer übergreifenden Erfahrungswelt verbinden.
Und doch wird es spannend sein zu entdecken, worin diese Verbindungen bestehen. Es wird sich keine grosse kollektive Erzählung entspinnen, auch keine Wechselrede nach Themen. Ein Schlüsselmoment dieses elementaren Begegnens dürfte vielmehr in der Erfahrung von Zeit liegen in einem Raum, der zum gemeinsamen Ort wird. Dauer und Ausdehnung sind stark historisch geprägte Wahrnehmungen. Vermutlich erfahren wir nach Monaten des Lockdowns und mit dem dringlichen Bewusstsein der Klima­deadline die Zeit ganz anders als Lucio Fontana 1971, der in seinem ‹Weissen Manifest› die Elemente des Spazialismo vor allem im Modus der Beschleunigung wahrnimmt: «Es gibt kein ruhiges Leben mehr. Der Begriff der Geschwindigkeit ist eine Konstante im menschlichen Leben. Das Zeitalter einer Kunst paralysierter Farben und Formen ist vorüber.» Nuancen der Lichtverschiebung, Verläufe von Klangfarben, Zwischenräume in Rhythmen schaffen ein ­neues Verständnis des «Spazio», wenn nicht mehr das Wachstum die Erwartungen bestimmt. ‹arte elementare› fragt nach anderen Formen der Aufmerksamkeit, über die Finissage hinaus in den Texten.

Until 
11.07.2021

→ Kunstraum Hochdorf, 13.6.−11.7. ↗ www.kunstraum-hochdorf.ch

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