Wolfgang Laib
Wolfgang Laib
Stuttgart — Kunst oder Heilkunst? So lauteten die Alternativen. Doch auch als Künstler hat Wolfgang Laib nie etwas anderes gemacht als das, «was ich als Arzt machen wollte – und nicht machen konnte. Ich denke, ich habe nie meinen Beruf gewechselt». Noch vor seinem Abschluss als Medizinstudent in den 1970ern hatte Laib begonnen, parallel zum Studium künstlerisch zu arbeiten. Früh erkannte er für sich, dass der Anspruch von Kunst nur sein könne, «die Welt zu verändern: hin zu etwas ganz anderem». Im Titel der grossen, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstandenen Retrospektive im Kunstmuseum Stuttgart klingt dieses Anliegen an: ‹The Beginning of Something Else›.
Kunst als andere Heilkunst also: als eine Art ganzheitliche Medizin und als ein Tun im Einklang mit der Natur, in dem das menschliche Mass wieder zur Geltung gelangt. In Stuttgart markiert das ‹Reisfeld›, 2023 (wie eins auch 2022 in Laibs Ausstellung im Kunstmuseum Chur zu sehen war) den Beginn des Parcours, der ausnahmsweise von oben nach unten verläuft. Tausende kleine Reishaufen – jeweils nur eine Handvoll Körner und eine Handspanne voneinander entfernt, ausgelegt von Laib persönlich –überziehen im dritten Stockwerk des Kunst-Kubus am Stuttgarter Schlossplatz in geometrischer Anordnung den riesigen Saal. Man kann die Installation, die ungeachtet ihrer Ausdehnung in der reduzierten Formensprache ganz nebenbei die Nähe von Laibs Kunst zur Minimal Art veranschaulicht, nur an den Rändern, entlang der Aussenmauern umgehen.
Die Schau versammelt Arbeiten der wichtigsten Werkgruppen aus sämtlichen Schaffensphasen zu einer Art Gesamtkunstwerk. Beispielsweise hat Laib in die Installation mit den Reishaufen zwei seiner Treppenskulpturen und eine seiner Zikkurrats integriert. An anderer Stelle lässt sich ein grossflächiges Rechteck aus Kiefernblütenstaub auch aus einiger Höhe betrachten. Die ‹Stadt des Schweigens›, 2018–2023, versammelt in Form von Wachsskulpturen Architekturen aus unterschiedlichsten Kulturen.
Auch ein ‹Milchstein› von 1993 bereichert die Schau. Dazu Zeichnungen sowie auf zahlreichen Reisen entstandene Fotografien – und nicht zu vergessen der ‹Wachsraum› von 1989 im Untergeschoss, einer von weltweit nur sieben Räumen dieser Art. Neben anderen Werken erweist sich der seit 2005 dauerhaft installierte, mit Bienenwachsplatten ausgekleidete Raum als synästhetisches, nämlich gleichermassen visuelles wie olfaktorisches Erlebnis.
Institutionen | Paese | Località |
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Kunstmuseum Stuttgart | Germania | Stuttgart |
Exhibitions/Newsticker | Data | Tipo | Località | Paese | |
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Wolfgang Laib | da 17.06.2023 a 05.11.2023 | Ausstellung | Stuttgart |
Deutschland DE |
Hans-Dieter Fronz |
Wolfgang Laib |