Andreas Gefeller, Fabian Marti, Taiyo Onorato & Nico Krebs

Andreas Gefeller · IP 19, aus ‹Blank›, 2014, Injektprint, 150x117 cm, Court. Thomas Rehbein

Andreas Gefeller · IP 19, aus ‹Blank›, 2014, Injektprint, 150x117 cm, Court. Thomas Rehbein

Fabian Marti, Deep Egg (Nihil), 2015, ­Epoxid, Silbergelatine-Abzug (Fotogramm), 206x144 cm, Courtesy Peter Kilchmann, Zürich

Fabian Marti, Deep Egg (Nihil), 2015, ­Epoxid, Silbergelatine-Abzug (Fotogramm), 206x144 cm, Courtesy Peter Kilchmann, Zürich

Hinweis

Andreas Gefeller, Fabian Marti, Taiyo Onorato & Nico Krebs

Unter dem Titel ‹Momente der Auflösung› zeigt das Marta Herford fotografische Werke von drei sehr unterschiedlichen Künstlern, die sich mit dem Wesen der Fotografie beschäftigen. Das verbindende Element kondensiert sich im «Begriff der Auflösung in all seinen Bedeutungen zwischen Informationsdichte, Illusion und Verschwinden», so der Guide.
Bereits der Ausstellungstitel verführt zu einer bestimmten Rezeptionshaltung den fotografischen und skulpturalen Werken gegenüber. Doch so eindeutig lassen sich die ‹Momente der Auflösung› weder nach dem Besuch noch nach der Lektüre des Guides in den Bildern erfassen. Eine Spurensuche lohnt sich dennoch: So sind im Marta-Dom ausschliesslich die fotografischen Werke von Andreas Gefeller (*1970, Düsseldorf) zu sehen, die durch eine kluge Hängung eine innere Werklogik sichtbar machen. Wer Gefellers serielle Werke bisher noch nicht kannte, kann seine konzeptuelle Vorgehensweise bei der Bildkonstruktion in ‹The Japan Series›, 2010, der Verfremdung des Realen durch lange Belichtungszeiten in ‹Soma›, 2000, oder durch die extreme Überbelichtung von menschenleeren Architekturen in ‹Blank›, seit 2010, punktuell nachvollziehen.
Im folgenden Raum bilden die skulpturalen und fotografischen Werke des Zürchers Fabian Marti (*1979, Fribourg) eine gattungsüberschreitende, nichtlineare Erzählung. Besonders dramatisch wirken die zweidimensionalen Epoxid-Abgüsse einer aus dem Tarot-Spiel entnommenen Figur des Hängenden, die jeweils an einem Stahlseil von der Decke in den Raum ragen. Diese kombiniert Marti mit graufarbigen, reduzierten ­Möbeln und bezieht sich dabei auf die Geschichte des Museums. Gerahmt sind diese Szenarien von Martis grossformatigen Bildern, die sich thematisch nicht eingrenzen lassen, aber das Archaische, ‹Spiritual Me III›, 2008, und das Symbolhafte, ‹Deep Egg (Nihil)›, 2015, mittels fototechnischer Experimente neu interpretieren. Die Fotografien des Schweizer Duos Taiyo Onorato (*1979, Zürich) und Nico Krebs (*1979, Winterthur) entstehen ausschliesslich mittels analoger Verfahren und illustrieren das Motiv des Verschwindens bspw. in der Serie ‹Ghost›, 2012, ganz konkret. Ein echter Hingucker, aber nicht ganz in das kuratorische Konzept passend, sind die in Glasvitrinen ausgestellten hybriden Tier-­Kamera-Objekte: Ein Schildkrötenpanzer oder ein Gürteltier wurden mit Linse und Filmkassette historischer Fotoapparate aufgerüstet.
Das Verbindende ist zugleich das Disparate dieser sehr unterschiedlichen Künstler. Leider wird weder der Kunst noch dem Publikum zugetraut, eigene Verbindungen herzustellen. Zudem wären mit einem Vertreter der Post-Internet-Kunst die Aktualität und das Disparate der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem (fotografischen) Bild noch etwas radikaler gelungen.

Until 
09.10.2016

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