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Was ist realer: das Ich oder die Erzählung? Ist das Wahre die Erinnerung des Erfundenen - oder umgekehrt? Fragen, die wesentlich unser Leben prägen. Margot Zanni spielt mit dieser Durchmischung von Fakt und Fiktion, wenn sie sich realen Orten widmet, die einerseits in unseren Köpfen vollständig von filmisch geprägten Bildern überlagert werden. Wie in Paris zum Beispiel - das in Texas, wohlgemerkt. Seit Wim Wenders' Film hat sich dieser Ort als fiktiv in unseren Köpfen festgesetzt, im Film selbst ist er zu einem Ort der Träume stilisiert. Zanni spinnt den Faden weiter, indem sie die fiktiven Protagonisten an den realen Ort übersiedeln lässt. «Grand Solo for Ahmed» andererseits nimmt einen realen Ort zum Ausgangspunkt und versieht ihn mit subtilen Irritationsmomenten, die einen Eingang zur Welt des Virtuellen eröffnen: Wir blicken aus erhöhter Warte auf eine grosse Strassenkreuzung - den Tahir Square in Kairo. Im Hintergrund steht ein Gebäude von gigantischen Ausmassen, dessen Architektur sozia- listischer Ausprägung scheint. Weitere Einstellungen bringen andere Gebäude ins Bild, auf deren Dächern riesige Reklamewände angebracht sind. Man sieht sie von hinten als Gerüste - und denkt so unweigerlich an eine Filmkulisse. Die Frage stellt sich: Ist diese ganze Szenerie real? Ist das sozialistische Gebäude nicht absurd gross, und wo sind überhaupt die Autos abgeblieben? Welche Bedeutung hat schliesslich die einsam über die Strasse wandernde Person? Sylvia Rüttimann, Berlin

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Margot Zanni