Sophie Ristelhueber

Sophie Ristelhueber · WB # 7, 2005, farbige Silberfotografie auf Aluminium mit Rahmen, 120 x 150 cm. © ProLitteris

Sophie Ristelhueber · WB # 7, 2005, farbige Silberfotografie auf Aluminium mit Rahmen, 120 x 150 cm. © ProLitteris

Hinweis

Sophie Ristelhueber

Die Strasse liegt da wie eine offene Wunde. Ein Schnitt geht durch den Asphalt, scharf, brutal. Zwischen dem Geröll ein Farbfleck - eine Cola-Dose liegt halb zerdrückt am unteren Bildrand. Die Pariserin Sophie Ristelhueber, dieses Jahr wird sie 60, erweitert Dokumentarfotografie zur Bildreflexion. Die Dose an der blockierten Strasse in der West Bank, «WB», 2005, lässt an den Psychoanalytiker Jacques Lacan denken. Angesichts einer Sardinenbüchse wurde ihm bewusst: Wir sehen das Bild und das Bild blickt uns an, «nous regarde», geht uns an, betrifft uns. Ristelhuebers Bilder erzeugen «petites affections graves», wie Direktorin Marta Gili zitiert. Sie können es, weil wir bereits «im Bilde sind», eingeordnet in ikonografische Bezüge. «Every One #14», 1994, ist ein Rückenakt. Entlang der Wirbelsäule läuft schwarz eine frisch vernähte Wunde. Unwillkürlich haben wir Man Rays «Le violon d'Ingres» vor Augen, selbst bereits ein Bildzitat. Ristelhuebers grosse Retrospektive verdeutlicht, wie das Bild uns erfasst. Von den frühen «Vulaines», 1989, Kinderbilder neben unheimlichen Interieurs, über «Fait», 1992, grossformatige Schlachtfeld-Bilder aus dem Irak, bis zu ihrem neuesten Film, eigens für die Ausstellung gedreht: «Fatigues». Da filmt sie ihre eigenen Fotos - ein Selbstzitat, erschöpft vom Bildersturm.

Until 
21.03.2009

«Opérations», Les presses du réel, Paris 2009

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