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Coole Blicke, peinliche Sehnsüchte

Zürich — Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein Schritt, soll der französische Kaiser Napoleon Bonaparte einst gesagt haben. Das schnippische Urteil könnte geradewegs als Motto für die titellose Gruppenausstellung herhalten, die zurzeit in der Galerie Karma International zu sehen ist. Die Ausstellung thematisiert grob gesagt verschiedene Ästhetiken des Inszenierens von Persönlichkeit.

Auf den ersten Blick überwiegt der Trash-Faktor. Der Raum strotzt von extrovertierten Objekten: Ein knallrotes Plakat, das David Guetta zeigt, eine goldene Affenmännchenstatue mit Lampenaugen, ein eingesunkenes Sitzkissen mit Silberbezug, das entfernt an eine Rakete erinnert. Plunder, der nach Beachtung lechzt. Fast als hätten sie eine Aufmerksamkeitsdefizits-Persönlichkeitsstörung drängen sich die Dinge den Sinnen auf und genau darin liegt der Twist, der sie interessant macht. Es scheint bei vielen von ihnen nämlich so, als wollten sie auffallen. Das heisst: Als hätten sie eine Persönlichkeit, als wären sie jemand, als hätten sie ein Bild von sich und als wollten sie mehr sein, als sie sind. Als Indikator dafür dienen etwa Cory Archangels bunte Gymnastik-Kunststoffstäbe. Sie tragen Teenager-Attribute der frühen Nullerjahre, etwa einen Lederarmbandreif. Einer hört Musik auf seinem iPod. Ein anderes Beispiel ist das silberne Kissen von Silvie Fleury. Die Arbeit trägt den Titel ‹First Spaceship On Venus›. Das Kissen versagt so kläglich darin, eine Rakete zu sein, dass es fast peinlich wird. So übertreiben, ironisieren, und belächeln die Werke die Gegenstände, für die sie stehen. Diese Coolness/Ironie findet man auch in anderen Arbeiten. Beispielsweise in Melania Matrangas zweieinhalb Meter grossen monograuen T-Shirt mit dem Titel ‹Me in Gray› oder in den Videos von Sara Sadik. Diese inszeniert sich in verschiedenen stereotypen Rollen, die im Fernsehen propagiert werden, etwa die Gewinnerin eines Beauty-Contests, wobei sie diese dermassen überzeichnet, dass sie ins Lächerliche abgleiten. Auch hier entwirft das Werk eine kühle Perspektive, die den Mainstream-Kitsch, seine Romantik und Leidenschaft ironisch zelebriert, während sie den Geschmack müde belächelt, der in diesem Kitsch badet. Eine Perspektive, die am Inszenierten gleichermassen beteiligt wie unbeteiligt zu sein scheint. Eine Frage, die sich deshalb an den coolen Blick selbst stellen liesse, wäre etwa:  Was siehst du im Spiegel? 

Instituzioni

Titolo Paese Località Details
Karma International Zürich (75)
Svizzera
Zürich

Mostre / Eventi

Titolo Data Tipo Località Paese Details
Cory Arcangel, Ida Ekblad, Sylvie Fleury u.a. - Ausstellung Los Angeles Stati Uniti
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Ausstellung
Los Angeles
Stati Uniti