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Kader Attia — Remembering the Future

Der postkoloniale Körper ist übersät von frischen und vernarbten Verletzungen. Die Ausstellung «Remembering the Future» wehrt sich gegen das Vergessen vergangener Gewalt, indem sie die Narben in den Fokus rückt und die Frage stellt, welche Zukunft aus der Auseinandersetzung damit entstehen kann. 

Zürich — Der Künstler Kader Attia (*1970) wuchs als Sohn algerischer Eltern in der Banlieue von Paris auf, wo sich die unaufgearbeitete Kolonialgeschichte besonders gewalttätig entlädt. Attia, der sich als Aktivist für den Austausch zwischen den Kulturen und sozialen Milieus einsetzt, untersucht in seiner Arbeit die verschiedenen Folgen dieser Vergangenheit. Ins Zentrum der Zürcher Ausstellung stellt er in einer neuen Videoinstallation die Frage nach der Restitution nicht-westlicher Museumsobjekte (‹Les Entrelacs de l’Objet›, 2020). Die im Raum aufgestellten Artefakte, aufgeladen mit Bedeutung und Geschichte, zerschneiden ihrerseits die Videoprojektion mit ihren Silhouetten.

Am stärksten berührt Attias Arbeit dort, wo er sie inhaltlich verdichtet und räumlich wirksam einsetzt. Im bedrohlichen Turm aus Fichen-Archivboxen der französischen Kolonialpolizei in Algerien etwa, der gleichermassen an die verfolgten Aufständischen erinnert wie die europäische Architekturmoderne für ihre Rolle im Kolonialismus anprangert (‹Indépendance Tchao›, 2014). Oder in den überlebensgrossen Teakholzköpfen, die Nachbildungen von im Ersten Weltkrieg verletzten und entstellten Soldaten darstellen (‹Culture, Another Nature Repaired›, 2014–2020). In ‹La Mer Morte› (2015) ist der geschundene Körper gar komplett abwesend, bloss scheinbar angeschwemmte Kleidungsstücken in sanften Blautönen gemahnen an die ertrunkenen Flüchtlingen im Mittelmeer.

Beinahe versöhnlich schliesslich stimmt die letzte Arbeit im streng choreografierten Ausstellungsparcour. Zerbrochene Keramikteller wurden mit leuchtend orangen Fugen geflickt, die an die japanische Praxis des Kintsugi erinnern, und auf feinen Metallstäben auf Gesichtshöhe aufgestellt (‹Untitled›, 2020). Die Scherben sind gekittet, die Narben bleiben sichtbar, es geht nicht darum, so zu tun, als wäre nie etwas kaputt gewesen. Nur die dreieckige Lücke im letzten Teller neben dem Ausgang erinnert leise daran, dass nicht alle Bruchstücke gefunden und alle Wunden geheilt werden können.

Viviane Ehrensberger, CAS Schreiben in Kunst und Kultur, ZHdK, 2020

Instituzioni

Titolo Paese Località Details
Kunsthaus Zürich
Svizzera
Zürich
Zürich

Artisti

Details Name Portrait
Kader Attia

Mostre / Eventi

Titolo Data Tipo Località Paese Details
Kader Attia - Esposizione Zürich Svizzera
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Esposizione
Zürich
Svizzera