Online-Banner Kino Süd
Basel — Im Sommer 2016 suggerierte ein an die Fassade der Galerie Weiss Falk in Basel montiertes Element, dass Künstlerfilme gezeigt werden: Ein hochrechteckiger appropriierter Leuchtkasten, der bei Dunkelheit das Trottoir und den Strassenzug in das Licht der Subkultur der 1960er- und 1970er-Jahre tauchte: ohne rückwärtsgerichtete Verklärung rebellischen Aufstands, sondern mit klarem Bezug zu Politiken der Gegenwart. Der Künstlers Timothée Calame hatte das Kino Süd als Format seiner Ausstellung in der Galerie gegründet. Seit Ende März und bis auf weiteres kuratieren Weiss Falk es nun im Format eines «Online Artist Cinema» mit Künstlerfilmen und Videos. Die Auswahl ist subjektiv und in ein Feld von Kontakten eingebettet, die Filmselektion sowie Entscheidungen zum Set-Up des Screenings oder zur Kommunikation sind eine «collaboration in time» mit den Künstlerinnen und Künstlern.
Die Screenings nehmen über die Werke Bezug darauf, wie Kunstschaffende Raum wahrnehmen und Strukturen darin offenlegen. Der digitale Raum ist ein Host auf Zeit. Zur Arbeit mit ihm gehört es, auf tagesaktuelle Veränderungen in der Kulturlandschaft Schweiz zu reagieren wie den Tod von Markus Raetz am 14. April 2020 in Bern. Im Frühling 2018 besuchte der Galerist Oskar Weiss den Künstler in seinem Studio. 47 Jahre nachdem Raetz den Trickfilm ‹eben› fertiggestellt hatte, der seit 2005 als DVD und nun im Kino Süd verfügbar ist. Als ‹eben› entstand, arbeiteten Raetz und David Weiss beide in Carona: dem Tessiner Dorf, das in den 1970ern Kulturschaffende aus der Deutschschweiz anzog und dem Weiss Falk 2018 eine thematische Ausstellung gewidmet hatten.
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