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Werkschau Kanton Zürich 2022 — Marianthi Papalexandri Alexandri

Klänge besitzen einen unmittelbaren Zugang zu unserer Seele. Innerhalb von Augenblicken berühren sie uns, evozieren Bilder, wecken Erinnerungen und Sehnsüchte oder versetzen uns in eine andere Zeit und an einen anderen Ort. Die Faszination an dieser beinahe magischen Eigenschaft markiert den Grundstein für Marianthi Papalexandri Alexandris Arbeit. Stets auf einer Gratwanderung bewegen sich ihre Werke zwischen Instrumentenbau, kinetischer und bildender Kunst. Sei es eine Komposition, Performance oder Klangskulptur – Papalexandri Alexandris Interesse gilt den resonanten Oberflächen der alltäglichen Dingwelt, anhand derer sie, fernab gängiger Vorstellungen von Instrumenten, das ursprüngliche Wesen von Klängen erforscht. 

Ich treffe die Künstlerin und Komponistin in ihrem Atelier im Zürcher Oberland. In der Bleiche, wie das Areal der ehemaligen Textilfabrik in Wald genannt wird, nutzt sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Schweizer Kinetik-Künstler Pe Lang, einen offenen, loftartigen Atelierraum. Mittig teilt eine Küchenzeile die Räumlichkeit in Werkstatt und Bürobereich, während ein heller Nebenraum eine grosse Freifläche bietet, um Variablen der Installationen und deren Wirkung zu testen. 

In ihrer Schweizer Wahlheimat verbringt die gebürtige Griechin nur einen Teil des Jahres. Die restlichen Monate lebt und arbeitet sie in Ithaca, New York, wo sie seit rund sechs Jahren eine Assistenzprofessur im Musikdepartment der Cornell University innehat.

Dieser Wechsel zwischen den Arbeitsorten sei nicht immer einfach, verrät die Marianthi Papalexandri Alexandri. Das Atelier in New York ist beispielsweise viel kleiner. Auch kommt es vor, dass sich das benötigte Material gerade im falschen Land befindet. «Ich hatte schon die Situation, dass ich eine Schraube suchte, die nicht der amerikanischen Norm entsprach und partout nicht zu beschaffen war. Solche Umstände können aber auch eine Bereicherung sein, da sie dazu anregen, neue, unkonventionelle Lösungen zu finden.» 

Mit Wald verbinde sie vor allem Natur und Erholung. «Ich liebe die Geräusche, die mich hier umgeben wie zum Beispiel der sich wandelnde Klang von Wasserfällen, wenn man sich ihnen nähert und sie passiert.» Hier entstehen viele ihrer Werke in Zusammenarbeit mit Pe Lang. «Es ist ganz natürlich, wenn der Partner ebenfalls Künstler ist, dass man sich austauscht und Ideen gemeinsam weiterentwickelt», erzählt Papalexandri Alexandri. Für das Werk der Werkschau sei es ihr allerdings wichtig gewesen, allein zu arbeiten. «Hierbei handelt es sich um eine ganz neue, sehr fragile Arbeit, die ich als Beginn einer Serie sehe. Ich habe versucht, sie auf das Wesentliche zu reduzieren, ohne dass sie zu simple wirkt. Ein wichtiges Moment ist für mich der schleichende und unkontrollierbare Wandel der Töne», erklärt sie weiter. «Oftmals besitzen meine Werke einen Punkt, an dem mir die Kontrolle entgleitet und sich eine gewisse Selbstständigkeit der Arbeiten einstellt, so als handle es sich um autonome Entitäten. Nicht zu wissen, wie es sich entwickelt, ist beängstigend und spannend zugleich.» 

Rani Magnani studierte Ur-und Frühgeschichte, Kunstgeschichte sowie Museumswesen in Münster, Paris, Bern, Berlin und schloss mit MA Kunstgeschichte ab. Sie ist als freischaffende Kunsthistorikerin und Autorin tätig.