Gabriela Gerber, Lukas Bardill – Waldstücke

Über die Wintermonate präsentieren Gabriela Gerber und Lukas Bardill die Ausstellung Waldstücke in der Plattner & Plattner Art Gallery in Pontresina. Der Wald zieht sich als Thema durch die ausgestellten fotografischen Serien. Auch ist er wesentlicher Teil der präsentierten Videos und Animationsfilme. Die Ausstellung vereint einen thematischen Werkkomplex, mit dem sich das Künstlerduo während seines 20-jährigen Schaffens kontinuierlich auseinandergesetzt hat. Neben älteren Werken sind auch zwei ganz neue Videoarbeiten zu sehen.

Die 9-teilige Fotoserie Am Hang, 2014 zeigt Lichtspuren, die das performative Erwandern eines unwegsamen Abhanges dokumentieren. In Langzeitaufnahmen ist die Suche nach möglichen Wegen in mondlosen Nächten fotografisch festgehalten.

Die Zeichenanimation Weisser Hirsch, 2021 dreht die optische Fokussierung mit einem suchenden Lichtkegel um. Anstatt den Hirsch im Licht sichtbar zu machen, verschwindet er im hellen Schein.

Das malerische Intervenieren in die Umgebung rund um das Dorf Schiers lässt die Landschaft in Dunkelheit versinken, den Wald wuchern und bisweilen den Himmel hell erscheinen. Grosses Waldstück, 2017 lehnt sich an Albrecht Dürrers Grosses Rasenstück an. Die Videoanimation thematisiert die Veränderungen durch malerische Gesten. Der Landschaftsausschnitt bleibt als solcher durchwegs erhalten. Jedoch erzeugen das wechselnde Licht und die Eingriffe mit Farbe und Pinsel in den Waldhügel eigenartige Veränderung in der Wahrnehmung eines Dorfes und seiner Umgebung.

Mit der Videoarbeit Bonersch Rüti, 2014 liegt eine Versuchsanlage vor, mit der über verschiedene zeichnerische Eingriffe ein sich stets in Veränderung stehendes Landschaftsbild den Betrachtenden zur andauernden Neueinordnung vorgelegt wird.

Lärche, 2006 ist eine Fotoedition in einer beschrifteten Lärchenbox und besteht aus einer Serie von 5 Fotografien, die während eines windigen Tages auf der Heidialp oberhalb Maienfeld aufgezeichnet wurden.

Fichte, 2021 zeigt in einer Mehrkanal-Videoinstallation den Schattenriss eines Baums, der sich über die Länge von drei Monitoren erstreckt. Die horizontale Lage ruft die Frage nach der Ursache des gekippten Motivs auf. Darüber hinaus vermögen die Tentakel dem liegenden Baum eine skurrile Lebendigkeit zu verleihen.

Ihre verspielte Zuwendung zu unscheinbaren Motiven und Gegebenheiten anlässlich ihrer Spaziergänge ist wesentlicher Antrieb und Ausgangspunkt für ihre (Re)-Animationen mit den Mitteln des Weiterzeichnens sowie fotografischen Bestandesaufnahmen. Wenn die doch scheinbar zufällig ausgewählten Motive und Landschaftsfragmente zunächst als Studien und Mutationsfantasien zu betrachten sind, entwickeln sie als Waldstücke im siedlungsnahen Umland häufig eine brisante Wirkkraft hinein in die Brennpunkte politischer Fragen zu Raum, Klima und Ökologie und der damit verbundenen, teilweise divergierenden Ansprüche der Zivilisation.

Gerber und Bardill arbeiten in voralpinen und alpinen Landschaftsräumen und untersuchen deren wirtschaftliche Nutzung auf ihren ästhetischen Gehalt. Ihr Interesse an landwirtschaftlichen, touristischen, kulturellen und sonstigen zivilisatorischen Eingriffen in die Umgebung transformieren sie in Videos, Fotografien, Trickfilme und Installationen. Das Künstlerpaar ist mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem SAC-Kunstpreis 2020, dem Anerkennungspreis des Kanton Graubündens 2019 und dem Swiss Art Award 2004.

Ausstellung
bis 23. Oktober 2022
Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr
Samstag 9-14 Uhr
oder jederzeit nach Vereinbarung