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klaus staudt ist einer der hauptvertreter der nachinformellen konstruktiv-systematischen kunst, die ihre anfänge in den 60er jahren hat und das kunstwerk als wahrnehmungs- und denkmodell neu definiert. staudt beschäftigt sich von beginn seiner künstlerischen tätigkeit an mit dem relief, dem zwischenbereich, wo sich malerisches und raumplastisches begegnen. er sucht ein neues bild jenseits des illusorischen und expressiven, ein bild der realität, die er im bildobjekt verwirklicht. dahinter steht die erkenntnis, dass sich wirklichkeit nicht darstellen, sondern nur herstellen lässt. wie viele vertreter dieser neuen avantgarde, sieht er sich als visueller forscher und betrachtet seine arbeit in anlehnung an die naturwissenschaften als „recherche“, bei der es um die entdeckung, entschlüsselung und veränderung bildnerischer phänomene geht. „kunst ist genesis, nie produkt“ (staudt, 1987). es sind die durch licht und schatten entstehenden räume zwischen elementen, die den gegenseitigen austausch und den verwandlungsprozess der form in gang setzen. dadurch erscheinen die präzise umgrenzten plastischen formen offen für verbindungen und als träger zirkulierender energien. staudts bildobjekte sind dreidimensionale strukturfelder, deren vorzugsweise prismatische elemente nach einsichtigen gesetzmäßigkeiten geordnet sind. auch was zunächst unregelmäßig scheinen mag, ist in wahrheit systematisch geordnet und mathematisch errechnet.

in den variationen und der gestaltung von rhythmen und beziehungen ist freilich nicht die mathematik das ziel, sondern die visualisierung neuer ästhetischer informationen. staudt sieht mehr, weil er an den grenzen des rationalen nicht halt macht, sondern sie als offene grenzen betrachtet, die ihn zum weiterdenken veranlassen. seine arbeiten sind deutlich mehr als formale ereignisse, sind schöpferische erfindungen grundsätzlicher art, für die optische wahrnehmung und den geistigen gebrauch gedacht, so wie sie auch durch anschauung und reflexion entstanden sind. der eindruck des immateriellen ist das ergebnis von komplexen lichtbrechungen. entscheidend ist die simultane wahrnehmung des ganzen, die ganzheitliche erfahrung des bildes, das einheit und vielfalt zugleich ist. eine „versinnbildlichung von ordnung, klarheit und sparsamkeit in der verwendung der bildnerischen mittel. die beschränkung auf weniges soll auf wesentliches hinweisen, auf das konzept einer kunst, die frei von ideologischen bindungen der selbstverwirklichung des menschen dient.“ (staudt, 1975)

dirnaichners arbeiten erzählen geschichten, sind selbst - im wörtlichen sinn - „ge-schichte“. da ist zum einen die uralte geschichte der in jahrmillionen „geschichteten“ mineralien. dirnaichner erzählt sie neu, öffnet den stein, zerkleinert die materie, um ihre mikrostruktur zu erschließen, erweckt aus der zerstörung neues leben, im wörtlichen sinne als »neu-schöpfung« und »schöpfungsgleichnis« (paul klee).

aufenthalte in mexiko, spanien und vor allem in apulien trugen dazu bei, dass die verschiedenen erden, asche, sumpf und schließlich steine, kalkstein, flusskiesel u. a. sowie mineralien zum hauptdarsteller von dirnaichners bildern wurden. dirnaichner fügt alles neu zusammen in prozessen und zu gebilden, deren thema die verwandlung der materie ist, die metamorphose, das jahrmillionen überbrückende werden und vergehen von form.

es ist die technik der „alten meister“ sich seine eigenen materialien zu gewinnen. dirnaichner hat sie weiterentwickelt! seine arbeit hat ihren ursprung aus der malerei, aber sie hat deren gattungsgrenzen längst hinter sich gelassen, weist sowohl in ihrer mikrostruktur, als auch in ihrer präsenz im raum objekthafte, skulpturale qualität auf - eine zwischenstellung mithin, auf die keiner der gängigen gattungsbegriffe so recht zutrifft.

in seinen neuen arbeiten gewinnt die schwere der materie lichthafte leichtigkeit, das mineralische wird organisch, erhebt sich vom boden, gleitet und schwebt.

indem das material selbst zu wort kommt, berichtet es über seine herkunft aus der materie, der vermeintlich ungeschichtliche werkstoff zeigt sein eigenes gesicht. auf diese weise erhält er seine geschichte zurück, er wird selbst bild.

 

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Galerie Hoffmann
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Friedberg
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