Herblingen im Allgemeinen und Heimat im Besonderen

Unter dem Titel "Herblingen im Allgemeinen und Heimat im Besonderen" beschäftigt sich die Herbstausstellung 2020 im "Kulturort Höfli 7" in Herblingen - Schaffhausen mit Fragen, die über die Bedeutung des zum Industrie- und Agglomerationsgebiet mutierten ehemaligen Bauerndorfes am Rand der Stadt Schaffhausen hinausgehen. An der Ausstellung "Skulpturen & Installationen" im Rahmen der Museumsnacht Hegau-Schaffhausen 2019 hatte sich eine Besucherin aus der Stadt Schaffhausen gewundert, dass es im - von ihr so genannten - "Unort Herblingen" noch so schöne Winkel wie dieses historische Bauernhaus "Im Höfli 7" mit grossem, baumbestandenen, efeuüberrankten Garten gebe.

Diese Bemerkung wurde zum Kern der Idee, bei der Herbstausstellung 2020 Herblingen exemplarisch für ursprüngliche, aber längst von Industrie, Wohnbauten, Einkaufszentren, Verkehrswegen überrankte, um nicht zu sagen: überwucherte Orte ins Zentrum zu stellen. Also "Herblingen im Allgemeinen" als über das Lokale hinaus gültige Beispiel für "Heimat im Besonderen".

Der Fotograf Reto Schlatter, aufgewachsen in Herblingen, hat sich bereits 1993 in einer Ausstellung im "Fass" Schaffhausen mit "überraschend kontrastierenden Objekten" in Herblingen auseinandergesetzt: "...die Schlossstrasse mit abbröckelnden Mauern, davor ein vorbeiflitzendes Auto in Langzeitbelichtung - ein futuristischer Gegensatz", schrieben dazu die "Schaffhauser Nachrichten". Nun, fast drei Jahrzehnte später, bilden seine 2020 entstandenen Herblinger Bilder einen spannenden Schwerpunkt der Ausstellung im Kulturort Höfli 7.

Als zweiter Fotograf zeigt der Schaffhauser Thomas Tito Greuter Oberflächen, die er im Herblinger Tal - dem Industriegebiet - entdeckt hat. Ihn interessieren Flächenveränderungen wie Verrostung, Verfärbung oder Verfall, die in der Nahaufnahme durch Sujetwahl und Bildausschnitt in abstrakte Form- und Farbspiele mutieren.

Die in Basel arbeitende Künstlerin Sonja Maria Schobinger zeigt Fotografien, in denen sie das Aufeinandertreffen sichtbar macht von scheinbar getrennten Welten, nämlich die der Natur (die ungebändigte, organische Pflanzenwelt) und der Kultur (die vom Menschen geschaffene Ordnung). Sie bietet mit ihren fotografischen Interpretationen einen ganz besonderen Blickwinkel auf unseren Lebensraum - und damit auf unsere "Heimat" im weiteren Sinn.

"Heimat im Besonderen": Die international vernetzte Künstlerin Kathrin Stalder - sie war 2019 mit der Installation "I have a dream" zu Gast - zeigt im Garten als soziale Installation ein Stoffhaus, das über und über mit gestickten Aussagen zum Thema "Heimat" behängt ist, die von Personen aus aller Welt beigesteuert wurden. Besucherinnen und Besucher sind aufgerufen, sich an diesem in steter Wandlung begriffenen Kunstwerk zu beteiligen, für das weiter Ausstellungen in Polen, Deutschland und England geplant sind. (Masse siehe Website www.hoefli-7.ch)

Das Arbeitsinstrument der in der Nähe von London lebende Künstlerin Harriet Riddell ist die Nähmaschine, mit der sie weltweit auf Tour ist. Es ist ein faszinierendes Erlebnis, ihr Portrait zu sitzen und zuzuschauen, wie ein Kunstwerk aus Stoff und Nähfaden entsteht. Im Vorfeld und während der ersten Woche der Ausstellung macht sie ein Needlework-Portrait des historischen Bauernhauses "Höfli 7".

Der von der Zeichnung ausgehende südafrikanische Künstler Jonah Sack beschäftigt sich mit Spuren ("Marks") auf Papier, auf Leinwand, auf Körpern, in Landschaften, in Städten... Sein bereits 2010 entstandener, mehrseitiger lithografische Druck "Proposal for a new city, the same as the old one" gibt einen kleinen Einblick in sein vielfältiges künstlerisches Werk: Eine überraschende Auseinandersetzug mit "Heimat" als urbane Umgebung.

Nach der letztjährigen Ausstellung hat die Skulptur "Helebardier" von Hanz Daniel im Kulturort Höfli 7 eine permanente "Heimat" gefunden. Für seine Metall-Skulpturen nahm Hanz Daniel Fundstücke aus dem historischen Bauernhaus mit nach Holland und verarbeitete sie zum "Koffer der Pandora". Als "Mutationen und Zangengeburten" aus einer Metallkiste steigend, kommen diese Fundstücke nun an die Herbstausstellung 2020 in ihre alte "Heimat" zurück.

Die Schule für Gestaltung Lindenforum in Lohn SH bietet Jugendlichen in einjährigen Vollzeitkursen eine kreative und künstlerische "Heimat", in der sie sich mit verschiedenen Materialien und Arbeitstechniken auseinandersetzen. Wegen Corona konnte die Abschlussausstellung der Klasse 2019/20 nicht stattfinden - nun sind die beeindruckenden Arbeiten im Rahmen der Herbstausstellung im Kulturort Höfli 7 in Herblingen zu sehen.

Ausstellende

Reto Schlatter (CH), Fotografie
Thomas Tito Greuter (CH), Fotografie
Sonja Maria Schobinger (CH), Fotografie
Kathrin Stalder (CH), Soziale Installation
Harriet Riddell (UK), Stiching Art
Jonah Sack (ZA), Grafik
Hanz Daniel, Metallskulpturen (NL)
Lindenforum (CH), Schule für Gestaltung Lohn

Weitere Informationen, Künstler-Links und Begleitprogramm siehe www.hoefli-7.ch