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Traverser les Textiles

Nesa Gschwend verbindet in ihrem Werk handwerkliche, auch weiblich konnotierte Traditionen mit avantgardistischen und performativen Techniken der Kunst- und Wirklichkeitserzeugung. Die textilen Objekte und Videos zeigen unterschiedliche Ebenen im Umgang mit Textilien und ihrer Bedeutung.

 

Dieses Erkennen fremder Lebenslinien, die auch die eigenen sein könnten, schwingt in der Betrachtung der Arbeiten von Nesa Gschwend immer mit. Das Schöne dabei ist, dass wir dazu kaum Vorwissen, keine Fakten benötigen – wir erkennen und erleben den anthropologischen Speicher, die anthropomorphische Essenz im Dialog mit den Werken intuitiv: Das Existentielle ist einfach da, es ist einfach so, denn Haare und Kleider machen zwar keine Leute, sind aber Auslöser und Träger von ökonomischen, sozialen und – für uns natürlich besonders wichtig – kulturellen Haltungen und Handlungen. Dieses grundsätzliche, ist in den Arbeiten von Nesa Gschwend eben nicht verborgen, sondern bewahrt, aufgehoben und immer gegenwärtig.

Roland Scotti / Kurator Kunstmuseum Appenzell

 

 

Nesa Gschwend

Traverser les Textiles

Textilien durchdringen unser gesamtes Leben im privaten, sowie im öffentlichen Raum.

2019 verbrachte ich einige Monate in der Cité International des Arts Paris, eine Stadt, die von Textilien besonders geprägt ist.

Textilien sind eine universelle Sprache, gesellschaftliche Codes, historisches Gedächtnis, kulturelle und soziale Zeichen, an denen wir uns orientieren. Ein Ausdruck unserer Zeit sind auch die Unmengen an Textilien, die teils unter unmenschlichen Bedingungen produziert wurden. Eine Stadt wie Paris ist voll mit gebrauchten Kleidern, ob T-Shirts, Sportkleider, Kinderkleider, Festkleider, Winterkleider, Foulards... Alles wird zu riesigen, unüberblickbaren Haufen in den Vintageläden aufgetürmt. Aus diesen Bergen habe ich mir für das Projekt eine Sammlung von Mustern, Farben und Materialien zusammengesucht, um daraus textile Objekte zu entwickeln.

Im Atelier schnitt ich sie zurecht und stickte in öffentlichen Parks und Gärten während Stunden daran. Oft fragte mich jemand was ich mache und setzte sich dazu, denn textilen Kulturtechniken wirken auf viele verbindend, kommunikativ.

Daraus sind Gartenteppiche entstanden, in denen die Begegnungen, die barocken Gärten, die Blumen, die Spatzen und Tauben, die gebrauchten Kleider und die Stiche sich zu einen dichten Gewebe verknüpfen. Teppiche sind ursprünglich Reproduktionen von Gärten, schreibt Michel Foucault in seinem Text über Räume in Räumen und „Der Garten ist ein Teppich, auf dem die ganze Welt ihre symbolische Vollkommenheit erreicht und der Teppich ist so etwas wie ein im Raum mobiler Garten.“

Videos und textile Objekte sind in meinem künstlerischen Verständnis ähnliche Arbeits-prozesse mit unterschiedlichen Medien verarbeitet. Fragmente werden zurechtgeschnitten und zu einer Form, einem „roten Faden“ verbunden.

Auf der Suche nach textilen Zeichen streifte ich durch den öffentlichen Raum in Paris und machte zahlreiche Videoaufnahmen. Fahnen, Transparente, Mode, gebrauchte Kleider, die Tücher der Afrikanerinnen, die weissen Kleider der Street Medic, die Gilet jaune, die Taschen der Obdachlosen, barocke Draperien, die Gobelins... All diese Fäden werden im Video miteinander zu einem sozialen Gewebe mit verschiedenen Facetten des gesellschaftlichen Zusammenlebens, verwoben.

Die Beobachtungen im Aussenraum fliessen wiederum in den Arbeitsprozess im Atelier ein.

Es entsteht eine Wechselwirkung von gesellschaftlichen Beobachtung und innerer Verarbeitung.

 

Infos

Event Type
Exhibition
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-
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Details Name Portrait
Nesa Gschwend

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