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Am 7. September 2018 eröffnen wir um 18 Uhr im Rahmen von DC Open (Düsseldorf Cologne Open Galleries) mit Mit und ohne Bart unsere fünfte Einzelausstellung mit Nic Hess (*1968 in Zürich, wo er auch lebt und arbeitet). Hess hat bislang vor allem mit raumgreifenden Installationen aus Klebebändern und Folien Zeichen und Symbole aus der Welt der Wirtschaft und der Kunstgeschichte dekonstruiert. Jetzt aber rekurriert er auf ein eigenes Zeichensystem, bzw. auf Zeichen, die aus seiner Biographie bzw. seinem persönlichen Umfeld stammen. 

So erinnert er beispielsweise mit dem Diptychon Der Bauch des Architekten und seine Frau an seine in den vergangenen Jahren verstorbenen Eltern. Auf je einem hellblauen ("der Bauch des Architekten") und einem hellvioletten ("und seine Frau") Blatt sieht man, mit piktogrammähnlichen Strichen und Formen angedeutet, einen runden Bauch mit Bauchnabel und die stilisierte Scham einer Frau. Entstanden sind diese Formen durch einen negativen Prozess: Nic Hess hat Werkzeuge aus dem Nachlass seiner Eltern (Schneiderinnen- und Architektenschablonen) auf die Blätter gelegt und diese dann der Sonne und ihrer gnadenlosen Strahlung ausgesetzt. Wie schon früher, mit den Klebestreifen, entsteht eine "Zeichnung" ohne Binnenstruktur in den Linien, die mit sehr reduzierten Mitteln lesbare Bedeutung entstehen lassen. Kunsthistorisch fühlt man sich an Dennis Oppenheims Arbeit Reading Position for Second Degree Burn erinnert: hierfür legte sich Oppenheim 5 Stunden am Strand in die Sonne, mit freiem Oberkörper auf den er ein aufgeklapptes militärisches Lehrbuch positionierte und damit "bewies", dass er zur Avant-Garde gehörte. Während das Buch ein weißes Bild (Malewitsch) auf seinem Bauch entstehen ließ, färbte sich der Rest des ungeschützten Oberkörpers natürlich rot. Solche existenziellen Fragen der Künstlerpersönlichkeit in Bezug auf sein künstlerisches Umfeld und die Welt behandelt Nic Hess mit seiner Arbeit nicht, aber er schafft ein im Grunde noch viel existenzielleres Portrait seiner Eltern. 

Nic Hess' Vater Heinz, ein Architekt, war in Besitz einer großen Bibliothek zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Wie viele Menschen in ähnlicher Situation stand Nic Hess bei dessen Tod vor der Frage, was er mit den Gegenständen aus dem Haushalt und insbesondere der großen Menge an Bildbänden anfangen sollte. Und er hat sich entschlossen, jedenfalls letztere kreativ und für sein eigenes Werk zu nutzen und dem Vater dadurch ein Denkmal zu setzen, dass er die in der Bibliothek enthaltenen Bücher in Kunst transformierte. Denn mit den Reproduktionen einiger der Bildbände schuf er Collagen, jeweils auf den Werken dreier Künstler – des Schweizers Max Bill, des US-Amerikaners Edward Hopper und des Belgiers René Magritte – basierend. So bilden Wolken René Magrittes einen wolkenverhangenen Himmel, den man sich über Little Hilly Townvorstellen kann, einer Stadt, die aus den Häusern Edward Hoppers besteht. Max Bills geometrische Formen schaffen ein Denkmal, das oben eine Art Portrait Bills als Ritter mit Lanze und Greifarmen zeigt. Kleinere Collagen greifen ebenfalls auf Reproduktionen von Werken dieser drei Künstler zurück und schaffen spielerisch Hommagen auf deren Leben. 

Nic Hess' eigenes Leben findet sich regelrecht verkörpert in Ohne Titel (Mit Bart), einem Waschbecken in dem die Barthaare des Künstlers über einem fotokopierten Selbstportrait kleben. Wie viele kunsthistorische Bezüge lassen sich hier erkennen: angefangen bei Marcel Duchamps Fountain über die Fallenbilder Daniel Spoerris bis zu den vielen Selbstportraits im Spiegel (hier ist es eher das spiegelnde Waschbecken bzw. das in diesem zum Rasieren üblicherweise eingelassene Wasser). So verbindet Hess sein Leben künstlerisch mit dem seiner Eltern. Im unteren Raum setzt sich dies mit einer Schweizer Legende fort, die nicht nur Nic Hess in Kinderzeiten beschleunigt hat, sondern im Zweifel auf der ganzen Welt für Vergnügen sorgt: Davoser Schlitten, die durch die verlängerten Staketen zu dynamischen, die Geschwindigkeit der Schlitten auch im Stand abbildenden Skulpturen mutiert sind. Also: nicht zu Wölfen eines Rudels, sondern zu spielerischen, geradezu barock anmutenden Formen. 

Der Verkehrsgeist, ein Relief aus gewalzten Verkehrsschildern, das uns mit etwas zornigem Blick von der zentralen Wand in der Galerie entgegenblickt, verweist vor allem auf Nic Hess' eigene Arbeiten: gefundene Zeichen verwenden, verändern und zu neuen Kompositionen transformieren. Und damit letztlich die Eindeutigkeit von Zeichen in Frage stellen und mit Humor neue Lösungen präsentieren. 

Für weitere Informationen und/oder Abbildungen, wenden Sie sich bitte an die Galerie.

Infos

Event Type
Exhibition
Date
-
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Artist(s)

Details Name Portrait
Nic Hess

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Title Country City Details
Philipp von Rosen Galerie
Germany
Köln