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Das Künstlerduo Petra Köhle und Nicolas Vermot-Petit-Outhenin setzt sich in seinen Arbeiten mit Fragen von Repräsentation und Vermittelbarkeit von Geschichte auseinander. Sie (re-)konstruieren historische Ereignisse und analysieren Archivierungsstrategien unter besonderer Berücksichtigung der Fotografie als vermeintlicher Objektivitätsgarantie. Das Medium der Sprache ist neben der Fotografie ein weiterer zentraler Interessensschwerpunkt von Köhle/Vermot. Bereits in früheren Arbeiten haben sie sich mit dem «Dazwischen» auseinandergesetzt: Mit dem, was an Ungeheuerlichkeiten zwischen den Worten und Sätzen liegt, mit der Frage, wie die Geschichte einer einzelnen Person mit dem «grossen Ganzen» verflochten ist und wie sich die Rolle der einzelnen Menschen innerhalb dieses Gefüges gestaltet. 

Für den Winterthurer kunstkasten entwickeln die beiden eine Arbeit, in der sie Einblick in ihre mehrjährige Recherche zu Geschenken an den Palais des Nations gewähren. Das Palais des Nations ist ein zwischen 1929 und 1938 gebauter Gebäudekomplex in Genf, der von 1933 bis zur Auflösung des Völkerbundes im Jahr 1946 der Hauptsitz dieser Institution war. Seit 1966 ist das Palais des Nations der europäische Hauptsitz der Vereinten Nationen. Die Inneneinrichtung besteht noch heute grösstenteils aus geschenkten Materialien der Mitgliedstaaten des Völkerbundes. Die archivierten Briefe zeugen von den oft langwierigen Einigungsprozessen zwischen den verschiedenen Akteur*innen und den zuweilen miteinander im Widerspruch stehenden nationalen ästhetischen und internationalen Interessen.  

Das Gebäude wird derzeit einer umfassenden Renovierung unterzogen. Köhle/Vermot greifen für die Ausstellung I regret the delay in answering you die Geschenke als einen Teil der Geschichte dieses Gebäudes auf und hinterfragen die Rolle künstlerischer Produktionen in den diplomatischen Beziehungen während einer Epoche, die sowohl von Konkurrenz zwischen Staaten als auch vom Wunsch geprägt war, internationale Verständigung und Zusammenarbeit zu entwickeln. Das Künstlerduo verschränkt für sein Ausstellungsprojekt unterschiedliche Medien miteinander, um sich dem Gebäude des Palais des Nations anzunähern und einen Widerhall für seine Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten zu schaffen. Eine installative Intervention im kunstkasten und eine Serie von unterschiedlichen Plakaten, die für zwei Wochen in Winterthur an öffentlichen Plakatstandorten gezeigt werden, transformieren und verdichten das im Palais des Nations recherchierte Material und sind ein Versuch, sich Geschichten (anders) zu imaginieren und Raum für die dringend notwendigen Erzählungen der Zukunft zu schaffen. 

Petra Köhle und Nicolas Vermot-Petit-Outhenin (beide *1977, leben und arbeiten in Zürich) studierten Fotografie, Theorie und Bildende Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste, an der Central Saint Martins University of the Arts, London, und an der Universidad del Ciné, Buenos Aires. Seit 2020 leiten sie gemeinsam den Master of Arts in Public Spheres sowie das künstlerische Forschungsprojekt «Mémoire institutionnelle: esthétiques politiques du don au Palais des Nations» (Zusammenarbeit mit Dr. Federica Martini und Caterina Giansiracusa) an der EDHEA – Schule für Gestaltung und Hochschule für Kunst Wallis. Jüngste Ausstellungen: Situations sensibles (2020), F’AR, Lausanne, CH; Ankäufe der Stadt Zürich (2019), Helmhaus, Zürich, CH; black. Blue skies becoming almost (2018), Kunstverein Wagenhalle, Stuttgart, D; And if... Just if... (2017), Centre d'Art Contemporain de Chanot, Paris, F; Blackout (2017), Corner College, Zürich, CH; Die Versammlung (2017), Shedhalle, Zürich, CH; Shadows of Others (2017), Gallery Annex14, Zürich, CH.

Kuratiert von Julia Wolf​

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