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Es gibt sie wieder, die Pranger, Schandstühle oder Schandesel, mittels derer Menschen für tatsächliche oder nur vermutete Vergehen dem öffentlichen Hohn ausgesetzt werden. Nur ist der Echoraum im Internet-Zeitalter gewaltig angeschwollen. Darauf weist der in New York lebende Konzept- und Medienkünstler Paolo Cirio (∗1979, Turin) mit ‹Obscurity‹ hin. Er zielt damit auf privat betriebene Online-Plattformen, die Fotos aus Polizeirapporten publik machen, auch wenn es nur um Bagatellen geht. So beschreibt bspw. ein Jugendlicher auf der Kommentarseite zum Projekt, wie er nach einem feuchtfröhlichen Abend in seinem Auto auf einem Parkplatz die Nacht verbringen wollte, als er von Polizisten aus dem Schlaf getrommelt und auf die Wache gebracht wurde. Seither zirkuliert sein Foto über zahlreiche «Mug-Shot-Websites», Plattformen, die angebliche Verbrecherfotos hochladen und ihr Geld über Werbung sowie - besonders perfid - über Löschgebühren für die Bilder generieren. Der Schaden ist erheblich. Dem Jungen hat die öffentliche Zurschaustellung die Stelle und den Ausbildungsplatz gekostet. Cirio hat nun einige dieser Plattformen gehackt, die Fotos unkenntlich gemacht und die Namen durch einen Algorithmus durcheinandergewirbelt, um so die Angeprangerten zu schützen.

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