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Die Ausstellung präsentiert exemplarische Arbeiten von Pionier:innen der Performance-Kunst: Marina Abramović, Valie Export, Gina Pane, Jürgen Klauke und Günter Brus. Die Künstlerinnen und Künstler machten ihren Körper zum künstlerischen Medium, den sie im Laufe ihrer künstlerischen Karrieren radikalen physischen und psychischen Grenzüberschreitungen aussetzten.

Niemand unterzog sich der körperlichen künstlerischen Selbstbefragung und Selbstverletzung so kontinuierlich und vehement wie Marina Abramović. Ob sie sich in ihrer berühmten Aktion „Rhythm 0“ 1972 den Attacken des Publikums aussetzte, angesichts des Balkankrieges auf der Biennale Venedig tagelang bluttriefende Knochen wusch oder in ihrer legendären Ausstellung im MoMA „The artist is present“ in New York tagelang auf einem Stuhl sitzend ihr gegenüber Platz nehmende Besucher:innen in die Augen blickte, Abramović schonte mit ihren radikalen Aktionen und Werken weder ihren Körper noch ihre Seele und schon gar nicht ihr Publikum.

Valie Export gilt als Vorreiterin des feministischen Aktionismus und als eine der wichtigsten internationalen Vertreterinnen konzeptueller Medien-, Performance- und Filmkunst. In vielen ihrer Arbeiten thematisiert sie die Rolle von Geschlecht, Geschlechterhierarchien und Machtverhältnissen. Exports Arbeiten loten vom straßenaktionistischen Tapp- und Tastkino als Form des „Expanded Cinema“ über die Performance „Genitalpanik“ bis hin zu ihrer Biennale-Venedig-Arbeit „Glottis“ nicht nur das Verhältnis von Bild, Körper und Sprache, sondern auch die Grenzen von Aktion, Performance und Fotografie aus.

Gina Pane begann 1970 mit ihren Aktionen wie der Performance „Azione sentimentale“, bei der Pane eine Rasierklinge an ihren Handballen ansetzte und den Schnitt mit herunterfließendem Blut dokumentierte. Immer wieder setzte sie ihren Körper Interventionen mit Glas, Dornen, Klingen und Feuer aus. Ihre Themen waren die Auseinandersetzung mit weiblicher Identität, mit Gewalt, Tod und der Verwundbarkeit und Fragilität von Körper und Schönheit. Ab 1981 schrieb sie Partitionen, anstatt Live-Aktionen auszuführen. Sämtliche von ihr ausgeführten Aktionen sind ausschließlich durch das Medium Photographie von ihrer Photographin Françoise Masson dokumentiert.

Der Kölner Performer Jürgen Klauke machte seit den 1970er Jahren in unterschiedlichen Bilder­serien und rauschhaften Rol­lenspielen seinen Körper zur Projektionsfläche für ein multiples Ich und lotete dessen Potentiale für eine transsexuelle Identität aus, lange bevor Gender, Identität und queer in den öffentlichen Diskurs traten. Konsequent setzte er seine Auseinandersetzung mit der Beziehung von Körper und Identität bis heute fort. Als Transformer führte er eigenwillig auch Photographie und Performance zusammen.

Günter Brus machte schon in den 1960er Jahren als führender Protagonist des Wiener Aktionismus den Körper zum Ort seiner künstlerischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung und verstörte mit seinen auch im öffentlichen Raum stattfindenden Aktionen nachhaltig Öffentlichkeit, Medien und die Staatsgewalt. "Der Körper wurde zur Leinwand", erklärt Brus. „Und dann wurde der Körper zum Strich, später zur Schnittwunde. In der Selbstverletzung hab ich meine Grenzen gefunden." 

Die Ausstellung im FLATZ Museum | Zentrum für Photographie untersucht im Dialog fünf unterschiedlicher künstlerischer Perspektiven der Performance- und Körperkunst das vieldimensionale und komplizierte Verhältnis zwischen der transitorischen, an Ort und Zeit gebundenen Performance-Kunst und ihrer medialen Aufzeichnung. Denn es ist insbesondere die Photographie, die die Rezeption vergänglicher künstlerischer Aktionen bis heute prägt. Die photographischen Werke der Ausstellung stellen nicht Dokumentationen vergangener künstlerischen Aktionen dar, sondern nehmen einen autonomen künstlerischen Ausdruck und Wert ein. Ihr anachronistisches „Nachleben“, wie Aby Warburg es einmal nannte, lässt auch das Verhältnis zwischen dem Ereignis und seiner Reproduktion in produktiver Weise befragen.

Kurator: Dr. Gerald Matt

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Ausstellung
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Flatz Museum - Zentrum für Photographie
Österreich
Dornbirn