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Dirck Möllmann (1963–2019)

Hamburg — Dirck Möllmann widmete sich in seiner Magisterarbeit 1996 dem Werk des US-amerikanischen Land-Art-Künstlers Robert Smithson. Diese Auseinandersetzung scheint seine gesamte Laufbahn geprägt zu haben – insbesondere seine Arbeit als Kurator für Kunst im öffentlichen Raum. 

Begonnen hat Dirck an der Hamburger Kunsthalle, an der er von 1996 bis 2009 als freier Mitarbeiter im Bereich Medien und zeitgenössische Kunst tätig war und er neben kuratorischen Projekten die Bestände der Mediensammlung digitalisierte. Dirck war bis 2009 an vielen Projekten, die den Diskurs der Stadt prägten, beteiligt: als Kurator an der Galerie für Landschaftskunst und von ‹Stile der Stadt› und als Redaktionsmitglied bei ‹The Thing›.

2009 wechselte er an das Skulpturenprojekt ‹kunstwegen› nach Nordhorn. Bis 2012 realisierte er Projekte mit u. a. Tamara Grčić, Eva Grubinger, Hans Schabus, Christoph Schäfer oder Willem de Rooij. Von Nordhorn geht er dann 2012 ans Institut für Kunst im öffentlichen Raum in die Steiermark. Hier kuratierte er ein Vermittlungsprojekt zu Kunst im öffentlichen Raum, um darauf aufbauend die «Soziale Skulptur» zu beleuchten. Dies führte zu Projekten mit u. a. Joseph Kosuth, Susan Philipsz, Tue Greenfort und Atelier Van Lieshout. Welche politischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Themen lassen sich mit Kunst im öffentlichen Raum erschliessen?

‹Hamburg Maschine› hiess dann das Motto des Programms Stadtkuratorin, das er seit 2018 leitete. Er beauftragte Künstler*innen, den digitalen Wandel, Datensicherheit, Mitbestimmung und den Umgang mit natürlichen Ressourcen zu beleuchten. Wie gehen wir mit der neuen Kommunikation um? Das erste Projekt, ‹ElbeBees› der belgischen Künstlerin AnneMarie Maes, behandelte das Verschwinden der Honigbiene und besteht aus einem Bienenstock, der Live-Daten von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Bilder der Bienen aufzeichnet. Die Videosimulation ‹Western Flag› von John Gerrard war auf dem Rathausmarkt installiert und zeigte einen Fahnenmast mit einer schwarzen Rauchfahne in Texas. Diese Landschaft spielt auf die erste Ölbohrung 1901 in Texas an, die den Öl-Boom in den USA begründete. 

Dirck ist es gelungen, die Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum zu aktualisieren, indem er auf die durch Globalisierung, Digitalisierung, Migration und ökologische Herausforderungen veränderten Bedingungen für die Gesellschaft reagierte. Das Programm Stadtkuratorin hat Dirck in die Zukunft gedacht, arbeitete er doch daran, ein Hamburger Modellinstitut für Kunst im öffentlichen Raum zu entwickeln. Dirck hat die Arbeit mit Kunst als gesellschaftlichen Akt begriffen. Dies fand mit seinem Tod am 21. September 2019 ein viel zu frühes Ende.