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Bundeshaus Bern — Im feministischen Gewand

Bern — Achtung, jetzt wird es etwas zahlenlastig – oder besser gesagt, symbolschwer: Diese Woche feiert die Schweiz das 175-jährige Bestehen ihrer Bundesverfassung. Was hat das mit Kunst zu tun? Eine ganze Menge, denn am Dienstag um 18:48 Uhr – Tag und Uhrzeit sind natürlich historisch begründet – wurde das Kunstwerk ‹Tilo› des Studio Renée Levi am Giebel des Bundeshauses enthüllt. Die 246 Keramikkacheln (und auch diese Zahl kommt nicht von ungefähr) fügen sich über der Sandsteinfassade dezent in das Tympanon des Parlamentsgebäudes ein. Zuvor klaffte dort 120 Jahre lang eine Leerstelle.

 

15 Künstler:innen waren eingeladen, Ideen zu entwickeln, um diese Lücke zu füllen. Im Februar 2022 ging das Studio Renée Levi als Siegerin aus dem Wettbewerb hervor. Das Team besteht aus Renée Levi, der Ideengeberin, die zeichnet und malt, und Marcel Schmid, der für die Konzeption und Umsetzung der Projekte verantwortlich ist. Levi erzählt, wie sie jeden Lichteinfall auf der Oberfläche der Kacheln akribisch durchdachten, indem sie ein Kartonmodell an ihrer ebenfalls nach Norden gerichteten Studiofassade installierten. Die verhältnismässig kurze Produktionszeit sorgte für Nervenkitzel: Renée Levi war bis kurz vor Schluss angespannt, ob das Werk denn nun rechtzeitig fertig würde. Doch zum Glück stand ihnen das Team von Swisskeramik in Sarnen zur Seite, das auf Hochtouren die Keramikkacheln produzierte.

 

Das Bundeshaus, das auch eine identitätsstiftende Funktion hat, birgt viele Geschichten. Eine davon ist die von Tilo Frey, der Frau hinter ‹Tilo›, die auch für das Künstlerduo von grosser Bedeutung ist: Tilo Frey, eine Person of Color, die sich 1971 einen Platz im Parlament erkämpfte, stehe nicht nur stellvertretend für alle Frauen, sondern auch für alle Menschen mit Migrationshintergrund. Und die Zahl 246? Sie bezieht sich auf die 246 Parlamentssitze, welche für die 63 % der Menschen stehen, die in der Schweiz stimmberechtigt sind – was ja, so Marcel Schmid, im Umkehrschluss auch heisse, dass in unserer gerne idealisierten Demokratie über ein Drittel der hiesigen Bevölkerung nicht repräsentiert sei.

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