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Werkschau 2023 — Céline Brunko

In Zürich wird es schon langsam dunkel, während bei Céline Brunko der Tag gerade erst beginnt. Die Künstlerin ist seit April in Los Angeles, wo sie im Rahmen einer Artist Residency des MAK Artists and Architects-in-Residence Program an der Schnittstelle zwischen Kunst und Architektur forscht. Sie arbeitet an einem Projekt über ein Stein- und Kiesabbaugebiet – das grösste im Bundesstaat Kalifornien, wenn nicht sogar im ganzen Land. Denn die Stadt versucht seit Jahren, die Berge zurückzudrücken und mit ausgeklügelten Kontrollsystemen wie Dämmen und betonierten Flussbeeten gegen die massiven Schlammlawinen, die sogenannten «Debris Flow» anzukämpfen, die aus den Bergen hinunterschwemmen. Céline Brunko verfolgt in ihrer Arbeit die Materialgewinnung vom Endprodukt «Stadt», also von Irwindale aus, dem Industriegebiet von Los Angeles, zurück zur Quelle in die Berge. Die Künstlerin gibt Einblicke in die natürlichen und industriellen Landschaften, die durch den Aufbau der Stadt entstanden sind und zeigt deren Abhängigkeit. Dabei hält sie auch ein Bild von einer Betonwand, einem riesigen Damm, vor ihre Laptopkamera.

Céline Brunko beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis schon länger mit dem Abbau von Baumaterial und hat für die mehrteiligen Videoarbeiten Remember the Εarth‘s Crackles I & II von 2020 und 2021 die Produktion von Kies und Beton begleitet. Durch die Faszination für dieses Material und seine Verarbeitung ist mit dem grösser werdenden Wissen auch die Stärkung des Bewusstseins für die Verschränkung von ökologischen und politischen Themen wichtig geworden. Anders als in den eher dokumentarisch gehaltenen Videoarbeiten davor, lässt Céline Brunko für Debris Flow ihren eigenen Körper mit dem Material in einen Dialog treten. Sie bewegt sich durch die Landschaft und tritt mit ihr durch Mikrofone an den Händen in Kontakt; für Betrachter:innen hör- und spürbar gemacht: «Es geht dabei nicht um mich als Individuum, sondern vielmehr darum, den eigenen Körper einzusetzen, um ein taktiles Bewusstsein für die Natur zu schaffen», erklärt Brunko über Zoom. So entsteht ein essayistischer und poetischer Zugang zur Thematik.

Diese sichtbar gemachten «Field Recordings» bilden im Schaffensprozess von Céline Brunkos Videoarbeiten eine wichtige Rolle. Das intuitive Fotografieren und Filmen vor Ort wie auch ungeplante Begegnungen zeichnen das natürlich entstehende Storyboard. Zurück im Atelier sichtet die Künstlerin das Material und parallel entsteht eine Recherche mit Text und Bild. In ihrem Wohnatelier in Los Angeles hat sie auch genügend Platz für Auslege- und Versuchsanordnungen. So zeigte sie über Zoom im Raum platzierte Objekte, die sie auf ihren Exkursionen gesammelt hat. Allesamt von Menschen gemachte Gegenstände, die durch das Mittragen im Geröllfluss eine Transformation durchgemacht haben. Diese wurden von Céline Brunko fotografisch festgehalten. Als Artefakte, die vom Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur zeugen.

Céline Brunko (*1987) lebt in Zürich. Die Künstlerin hat Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste und Bildende Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel studiert. Ihre Video-, Audio- und objektbasierten Arbeiten befassen sich hauptsächlich mit Themen wie Landnutzung, Bergbau und neuer Materialität. In ihrer Arbeit verwendet sie spekulative Erzählungen als Methode, um ein mögliches Zukunftsszenario zu entwerfen.

Institutions

Title Country City Details
Museum Haus Konstruktiv
Switzerland
Zürich
Zürich

Artist(s)

Details Name Portrait
Céline Brunko

Author

Details Name Portrait
Gianna Rovere

Exhibitions / Events

Title Date Type City Country Details
Werkschau 2023 - Exhibition Zürich Switzerland
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Exhibition
Zürich
Switzerland