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Werkschau 2023 — Elio Lüthi

Elio Lüthis Atelierplatz ist verhältnismässig karg: Gemeinsam mit vier weiteren Personen teilt sich der Künstler ein grossräumiges Atelier im ZHdK-Mediencampus in Altstetten. Auf seinen knapp 20 Quadratmetern befinden sich ein Tisch, ein Stuhl und ein Laptop. An der Wand ist eine Markierung mit Malerband angebracht: Darauf testet er aktuell die ideale Projektionsgrösse für die Videoarbeit, die er an der Werkschau zeigen will. Ansonsten ist in seinem Atelier nicht viel zu sehen. Dies hänge, so erklärt Lüthi, mit seiner Arbeitsweise zusammen, die phasenweise vor allem aus Recherchieren besteht. Ausserdem mag er leere Atelierräume. Findet er ein Thema, das ihn interessiert, verbringt er oft zunächst mal einige Zeit damit, um sich in das Thema einzuarbeiten. Erst in einem zweiten Schritt entwickelt er aus der Idee eine visuelle Arbeit. In dieser Phase entstehen Tests aus Materialen und Medien, die sich in diverse Richtungen entfalten können. Einige Werke werden dann extern produziert, beispielsweise von Giessereien oder Druckereien.  
Textarbeiten sind ein Teil von Elio Lüthis wiederkehrender Praxis. Selbst wenn diese letztendlich nicht mehr in allen Arbeiten auftauchen, spielt Sprache auf verschiedenen Ebenen eine zentrale Rolle. Generell mag sich Lüthi nicht auf ein bestimmtes Medium festlegen. Seine Kunst ist medial wie thematisch äusserst vielfältig. Dennoch gibt es ein Interesse, das sich durch sein Schaffen zieht: Was ihn immer wieder antreibt, ist das Interesse an Strukturen, Vorstellungen und Konventionen, die in unserer Gesellschaft wirken, die aber nicht unmittelbar greif- und sichtbar sind. Kunst sollte dabei im besten Fall als eine Art Lunge verstanden werden, die etwas aufnimmt und kondensiert wiedergibt. Herausfinden möchte er dabei, wieso die Dinge so sind, wie sie sind, welche Ideen hinter spezifischen Begebenheiten stecken und von welchem Referenzsystem wir in der Gestaltung unserer Gesellschaft und unseres Lebens geprägt sind. 
Dies beschäftigt ihn auch in der Videoarbeit, die Elio Lüthi für die Werkschau produziert. In dieser nimmt er die Zeit als Machtstruktur in den Fokus. Auf zwei Ebenen thematisiert die Arbeit, wie die westliche Vorstellung von Zeit die Gesellschaft seit der Moderne massgeblich geprägt hat, wie sie als global implementierte Struktur bis heute wirksam ist und in welche Richtung sich die «Gegenwart» dadurch entwickelt. Auf der Ton- respektive Textebene widmet sich das Werk einer Analyse und auch einer Kritik des vom Westen vorgegebenen Ideals der Schnelligkeit und Geradlinigkeit. Auf einer visuellen Ebene hingegen werden Körper gezeigt, die sich betont langsam bewegen. Langsamkeit wird hier zelebriert und als etwas Positives und Erstrebenswertes dargestellt. Das kann als Asynchronität wahrgenommen werden – oder aber man versucht, Zeitlichkeiten miteinander in Einklang zu bringen und in ihrer Überlagerung oder ihrem Verschmelzen eine neue Toleranz gegenüber Gleichzeitigkeiten zu entwickeln.

Elio Lüthi (*1982, Lugano) studierte im Bachelor Video und Film an der HSLU in Luzern (2001-2005) und im Master Fine Arts an der ZHdK in Zürich (2019-2022). Er ist Mitbegründer des Kunstbuchverlags «Energie für alle».

Ausstellungen (Auswahl):
2023 Righini Fries Stiftung; Anton Bortis Offspace
2021 Fondation JETZT KUNST
2019 Centre Pasquart

Institutions

Title Country City Details
Museum Haus Konstruktiv
Switzerland
Zürich
Zürich

Artist(s)

Details Name Portrait
Elio Lüthi

Author

Exhibitions / Events

Title Date Type City Country Details
Werkschau 2023 - Exhibition Zürich Switzerland
-
Exhibition
Zürich
Switzerland