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Werkschau 2023 — Paulo Wirz

Auf dem Fabrikhofgelände in Adliswil gleich neben dem Flusslauf der Sihl liegt die Ateliergemeinschaft von Paulo Wirz, die aus acht Personen aus verschiedenen Fachgebieten besteht. Wir kennen uns bereits durch seine Tätigkeit als ehemaliger Unterrichtsassistent an der Zürcher Hochschule der Künste. Betritt man seinen mit Stellwänden begrenzten Raum, wähnt man sich sogleich in einer Wunderkammer: Jedes der vielen bunten Objekte erzählt eine Geschichte.

Geboren und aufgewachsen in Pindamonhangaba, einer Stadt in der Nähe von São Paulo, wurde Paulo stark von den regionalen Einflüssen und kulturellen Kontrasten geprägt. Es ist ein historischer Ort der Begegnungen zwischen europäischen Kolonialist:innen, versklavten Afrikaner:innen und indigenen Gemeinschaften. Diese eklektizistische Kultur beeinflusste das künstlerische Schaffen von Paulo Wirz massgeblich. Das Haus seiner Eltern, das prall gefüllt war mit persönlichen Erinnerungsstücken seiner Vorfahren, lag zwischen einem Friedhof und einer vernachlässigten Brache. Der Gegensatz zwischen ritualisiertem Tod und Verwilderung in dieser Stadtlandschaft prägten sein Verständnis der Welt und sensibilisierten ihn für die sozialen und anthropologischen Konzepte der Religiosität. Die verschiedenen Bestattungsrituale und Glaubenssysteme regten ihn zum Nachdenken über die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins an und formten sein Verständnis von Lebenszyklen und Tod.

Ein weiteres zentrales Thema in seiner Arbeit ist das Schaffen mit Symbolen und deren Kontext sowie die Platzierung von Objekten im Raum. Paulo interessiert sich für den Moment, in dem ein Objekt von einem Wertesystem in ein anderes kippt und so neue Bedeutungen annimmt. Er verwendet alltägliche Gegenstände wie Betten, Bänke, Schränke oder Fenster und verweist damit auf rituelle Praktiken. Zugleich schafft er eine persönliche Verbindung zu unserem Alltag.

Solche Gegenstände, die Art und Weise, wie sie präsentiert werden und wie sie ihre vielschichtige Wirkung entfalten, bilden auch den Kern seiner Installation für die Werkschau. Mit einem Bett und einem darin platzierten menschengrossen Setzkasten, gefüllt mit einer Sammlung von Objekten, repräsentiert und thematisiert er verschiedene Kulturen, Rituale, Traditionen und Religionen. Er lädt die Betrachtenden ein, in die Vielfalt der Dinge einzutauchen und sich Gedanken zu deren divergierenden Bedeutungen zu machen.

Paulo Wirz konnte bereits zahlreiche Einzelausstellungen realisieren und wurde 2021 mit dem Swiss Art Award ausgezeichnet. Daneben ermöglicht ihm seine aktuelle Position als Junior Fellow am Collegium Helveticum, in einer transdisziplinären Umgebung zu forschen und zu arbeiten. Und schon stehen weitere Projekte an: Die für nächstes Jahr geplante Residency der Landis & Gyr Stiftung in Bukarest wird er sicher nutzen, um seine erzählerische Arbeit um weitere Themen und Motive zu erweitern.

Paulo Wirz
2017-19          Master in Fine Arts, HEAD Genève
2015-16          Bachelor in Medien& Kunst (Fine Arts), ZHdK Zürich
2014                Austauschsemester Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam
2013-14          Studium der Fotografie, ECAL Lausanne
2012-13          Gestalterischer Vorkurs, ECAL Lausanne

 

 

Institutions

Title Country City Details
Museum Haus Konstruktiv
Switzerland
Zürich
Zürich

Artist(s)

Details Name Portrait
Paulo Wirz

Author

Details Name Portrait
Vivianne Tat

Exhibitions / Events

Title Date Type City Country Details
Werkschau 2023 - Exhibition Zürich Switzerland
-
Exhibition
Zürich
Switzerland