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Spectacular Scenery

Pressemitteilung zur Einzelausstellung «Spectacular Scenery» der Künstlerin Susanne Hofer in der Kunsthalle Wil vom 5.4.2020 bis – 7.6.2020 

Die Kunsthalle Wil ist aufgrund der aktuellen Lage geschlossen, trotzdem hat sich in den letzten Tagen, im Verborgenen, eine neue Ausstellung entwickelt. Die Videokünstlerin Susanne Hofer hat die Situation des isoliert sein für ihre künstlerische Produktivität genutzt. Entstanden ist eine mehrteilige Videoinstallation.

Die Räumlichkeiten der Kunsthalle sind abgedunkelt. An der Aussenseite der grossen Fenster sind schwarze Plastikfolien angebracht, so dass kein Sonnenlicht hereinkommt. Gerade in der jetzigen Pandemie-Situation wirkt dieser Anblick noch bedrückender. Im Innenraum der Kunsthalle findet das grosse Verwirrspiel statt! Der geschlossene Ausstellungsraum bricht auf und Blicke durch Wände und Decke werden möglich. Ausblicke aus Fenstern und Türen in eine menschenleere, grelle Landschaft. Eine Landschaft von der Natur geformt mit Sanddünen, Bäumen und Sträuchern, welche sich im Wind sanft hin und her wiegen. Wo bin ich? Was ist Drinnen, was Draussen? Was ist real? Was ist inszeniert? 

In der Ausstellung «Spectacular Scenery» von Susanne Hofer werden Aus- und Einblicke zum Thema gemacht, räumliche Fragen des Drinnen und Draussen aufgegriffen. Real- und Bildraum vermischen sich. In akribischen Projektionen schafft die Künstlerin illusionistische Ausblicke. Sie kombiniert Projektion, Material und Raum zu präzisen Installationen und erzeugt verlockende Scheinwelten.

Die Bilder für die Projektion im Parterre der Kunsthalle hat die Künstlerin im Fort Tilden aufgenommen. Ein Fort aus dem Ersten Weltkrieg, das mit seiner strategischen Lage, auf der Halbinsel Rockaway bei Long Island, lange als idealer Verteidigungs- und Überwachungsstützpunkt der US-Armee galt. Mittlerweile wurde der Ort von der Natur zurückerobert. Nur noch das Skelett der wehrhaften Militäranlage steht. Bäume, Sträucher und Sand dringen durch alle Öffnungen ein und beginnen die Ruine langsam zu verschlingen. Dieser Prozess, der durch die Natur zurückerobernden Räume, wird auch in der raumgreifenden Installation im Parterre der Kunsthalle Wil deutlich, denn die projizierten Ausblicke drängen sich dem Betrachter förmlich auf und ergiessen sich in den Raum hinein. 

Susanne Hofer sucht ihre Bilder in (sub-)urbanen Zonen. Sie liebt landschaftliche Randbezirke und verlassene Gebäude. Sie findet das Surreale im Banalen und Alltäglichen. Ihr Blick richtet sich auf Eingriffe des Menschen in die Natur, Abfall oder Weggeworfenes. Sie interessiert sich für das Übriggebliebene, das Nebensächliche, die Lücken in der unmittelbaren Umgebung.

Das zeigt sich auch in ihrer zweiten Installation «Flunkern», welche die Künstlerin für die Räumlichkeiten der Kunsthalle realisiert hat. Oszillierende Lichtreflexionen, verwandeln das Obergeschoss in ein atmosphärisch funkelndes All-Over. Das Licht bricht sich auf einem faszinierendem Glitzerteppich, welche die Künstlerin aus ihrem eigenen Plastikmüll ausgelegt hat. Die Inszenierung erinnert an eine im Sonnenlicht glitzernde Wasseroberfläche. Was für eine verführerische Ästhetik so ein Abfallberg doch haben kann!? Oder flunkert uns hier die Künstlerin nur etwas vor?

Die beiden raumgreifenden Installation werden durch zwei Videoarbeiten ergänzt. «Picnic Island» ist 2018, während Susanne Hofers Residency in Miami, entstanden. Es zeigt die Künstlerin beim Arrangieren von angeschwemmtem Müll auf einer der Picnic Islands vor Miami. Auch hier bewegt sich die Künstlerin im Randbezirk, erforscht den (sub-)urbanen Raum und macht uns, auf subtile und poetische Art, auf die Problematik unseres Zivilisationsmüll aufmerksam. Die Audiospur dieses Videos, der rhythmische Wellenschlag am Ufer, erfüllt den Raum und verstärkt die ruhigen, kontemplativen Settings.

In Zeiten von ‘stay home’ bekommt ihre zweite Videoarbeit «Sea Shell Collection», welche auf einem Monitor in einer Nische gezeigt wird, eine ganz neue Dimension. Sie steht vielleicht bezeichnet für ihre temporäre Isolation in der Kunsthalle Wil. Muscheln säuberlich und dekorativ arrangiert auf einem Holztisch, die sich plötzlich aus ihrem dekorativen Dasein lösen, verselbständigen und das Weite suchen. Die Muscheln sind bewohnt von Einsiedlerkrebsen, welche ihre temporäre Behausung jeweils ihrer Körpergrösse anpassen, und so ihr zu Hause immer mit sich tragen.

 Aufgrund der «ausserordenlichen Lage» in der sich die Schweiz wegen des neuen Coronavirus befindet, kann die Ausstellung bis vorläufig 19. April nicht besucht werden. Für die Ausstellungseröffnung werden wir per nächste Woche ein Video Online schalten mit einem Interview mit der Künstlerin Susanne Hofer und einer Führung durch die neue Ausstellung. Zudem möchten wir einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung realisieren, so dass Sie von zu Hause aus durch die Installation von Susanne Hofer gehen können. Per Newsletter, auf Facebook und Instagram werden wir Sie auf dem Laufenden halten und spannende Einblicke in die Ausstellung geben.

Das Betrachten von Kunst bedeutet auch Selbstreflexion. Dies kann nur in der direkten Konfrontation mit dem Original entstehen und ist in digitaler Form nicht erlebbar. Nichtsdestotrotz finden wir es wichtig, dass Menschen auch von zu Hause aus, in Isolation oder unter Quarantäne, die Möglichkeit haben müssen auf ein Kunsterlebnis und auf Kultur. 

Wir hoffen natürlich, dass wir gegen Ende der Ausstellungszeit die Kunsthalle-Türen wieder öffnen dürfen und Sie liebe Freunde der Kunsthalle Wil «Spectacular Scenery» live und im realen Raum erleben können.

Sonja Rüegg, 

Leiterin und Kuratorin Kunsthalle Wil

 

Biografie Susanne Hofer

geboren 1970 in Luzern, Hochschule für Gestaltung Luzern, Kunst und Vermittlung. 

Arbeitet als Künstlerin im Bereich Video und Videoinstallation. Ausstellungstätigkeit national und international. Atelierstipendien und Aufenthalte in Berlin, Paris, Chicago, New York und Miami. Susanne Hofer wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Einige ihrer Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Sie realisiert Kunst am Bau Projekte 2009 reiste sie durch Südosteuropa mit dem Pfeifer Mobil, 2016 und 2017 führten sie Recherchereisen nach Ecuador. Sie lebt in Zürich.

www.susannehofer.ch

2.4.2020/ Kunsthalle Wil und Susanne Hofer

 

 

 

 

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Susanne Hofer

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Die Videokünstlerin Susanne Hofer sucht ihre Bilder in (sub-)urbanen Zonen, liebt landschaftliche Randbezirke und verlassene Gebäude. Sie findet das Surreale im Banalen und Alltäglichen. Ihr Blick richtet sich auf Eingriffe des Menschen in die Natur. Sie kombiniert Projektion, Material und Raum zu präzisen Installationen und erzeugt verlockende Scheinwelten.