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Für die Eidgenössische Kunstkommission ist es stets ein grosses Vergnügen, die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger des Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim vorzunehmen. An dieser Kommissionssitzung dürfen wir jeweils ausserordentliche, einmalige Persönlichkeiten der Kultur unseres Landes zu Ehren kommen lassen. Gleichzeitig diskutieren wir bei dieser Gelegenheit immer auch intensiv, engagiert und leidenschaftlich über die fundamentalen Werte der Kunst. Das Vergnügen geht also einher mit einem grossen Verantwortungsbewusstsein, denn wir wollen zwar Persönlichkeiten auszeichnen, gleichzeitig aber auch auf die Exzellenz, Vielfalt und Vielschichtigkeit des Schweizer Kunst- und Architekturschaffens aufmerksam machen. Diese Vielfalt und die daraus entste­hende faszinierende Komplexität sind nicht einfach so da, sondern es sind Tugenden, die es zu pflegen und zu schützen gilt. Sie sind die Früchte eines gan­zen Systems, das in unserer Zeit mehr denn je bedroht ist und das wir unbedingt verteidigen müssen, wenn wir auch in Zukunft auf her­ausragende, unvergleichliche Persönlichkeiten wie die Preisträgerin und Preisträger des Jahrgangs 2017 zählen wollen.
Mit der Verleihung des Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim an Daniela Keiser, Peter Märkli und Philip Ursprung, drei Persönlichkeiten, die uns im Lauf ihrer Karriere mit wunderbaren Werken beschenkt haben, wollen wir einmal mehr der Vision der Vielfalt und Komplexität die Ehre erweisen. Es wurde bereits erwähnt, weshalb die Archi­tektur der gemeinsame Nenner ­dieses Trios ist. Gerne weise ich nochmals ­darauf hin, dass gerade der Ar­chitekt dieser Gruppe der Kunst in seiner Arbeit immer einen zentralen Platz ein­geräumt hat. Peter Märkli hat einerseits eine ­besondere Beziehung zum Bild­hauer Hans ­Josephsohn gepflegt, die ­ihren ­Höhepunkt im Bau eines der ­eigensten ­Museen der Schweiz gefunden hat - La Congiunta in Giornico - und ­andererseits hat er in seiner international anerkannten Tätigkeit als Architekt auch immer intensiv gezeichnet, eine Praxis, die weit über den Rahmen des Skizzierens seiner Entwürfe hinausging. Die Perfek­tion und Einmaligkeit dieser Arbeiten zeugen von echtem künst­lerischem Schaffen.
Mit der Wahl von Philip Ursprung verleiht die Kommission einen Prix Meret Oppenheim an ein ehemaliges Mitglied, vor allem aber an einen unermüd­lichen Kunst- und Architekturvermittler. Der Kunsthistoriker hat wie kaum ein anderer in der Schweizer Kunstszene mit Bravour und Eleganz die unterschiedlichsten Rollen erfüllt, vom Kurator der Kunsthalle Palazzo Liestal in den frühen 1990er-Jahren bis hin zum Professor
für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich. In unzähligen Büchern und Essays und Stunden von Diskussionen mit Kunstschaffenden und Studierenden beeinflusste Philip Ursprung die analytische Fähigkeit vieler. Er lehrte sie alle, das Denken als Vergnügen zu verstehen; als notwendiges Vergnügen, und nicht als elitäres Tun.
Der gleiche Gedanke kommt einem auch angesichts der Arbeiten von Daniela Keiser, die in ihrer künstlerischen Laufbahn immer eine vielschichtige Beziehung zum Bild gepflegt hat. Diese Beziehung ist weit von einer rein intel­lektuellen Stilübung entfernt und zeugt von einer tiefen Auseinandersetzung mit der uns umgebenden Realität, ohne jedoch die poetischen Aspekte zu vernachlässigen. Daniela Keiser ist eine komplexe Künstlerpersönlichkeit, die nicht leicht zu definieren ist, der es aber aus diesem Grund auch immer wieder gelingt, das Publikum zu faszinieren. Ihr bevorzugtes Medium ist wahrscheinlich die Fotografie, doch ihr Werk ist nicht auf dieses Ausdrucksmittel beschränkt.
Es soll hier auf ihre besondere Beziehung zum Kunstbuch verwiesen werden, in welchem Daniela Keiser ein nie banales Gleichgewicht zwischen Wort und Bild findet.
Zum Schluss wollen wir nicht vergessen, dass Daniela Keiser, Philip Ursprung und Peter Märkli heute mitten in ihrem Arbeitsleben stehen.
Der Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim 2017 wird an Per­sönlichkeiten verliehen, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen und die, seien wir gewiss, uns mit ihrer Arbeit noch vieles lehren, uns zum Staunen bringen und zu neuen Einsichten über Kunst anregen können. Für alles, womit sie uns bis heute beschenkt haben, danken wir ihnen und beglückwün-schen sie. Wir freuen uns heute schon auf die vielen Über­raschungen, die wir von ihnen noch erwarten dürfen.

Giovanni Carmine
Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission

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