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Olga Titus (*1977) hat eine wundersame Rauminstallation gebaut, mit handwerklichen Mitteln auf virtuelle Welten anspielend. Ihr gesamtes Werk wie auch diese Ausstellung mit Videos und Paillettenobjekten beleuchtet Fragen der Gegenwart in Form von künstlerischen Symbiosen aus Nostalgie und Futurismus, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Konsum- und spirituellen Welten.

Olga Titus hat den kleinen Gewölbekeller des Kunstmuseums Thurgau in eine wundersame Grotte verwandelt: Heimische Bergfolklore ist unter Regenbögen mit Südseeexotik vermengt und auf hypnotische Weise gehen alte Paradiesvorstellungen in Postkartenidyllen und Bildschirmschonerkitsch über. Die psychedelisch wirkende Idylle spielt auf immersive, virtuelle Welten an, ist aber händisch und handwerklich gebaut und lässt die Besuchenden ohne 3-D-Brille eintauchen. Sie entdecken Pandabär, rote Schuhe und Thurgauer Äpfel, die wie Assoziationen aus Träumen, Erinnerungen oder digitalen Bilderfluten durch den Bilderrausch flottieren.

Doch das überbordende Landschaftskonglomerat scheint aus den Fugen geraten: Überwuchert von lianenartigen Gebilden, zerfliesst es in Fehlstellen und die Perfektion wird von ausgebrochenen Pixeln unterwandert. Die Leerstellen brillieren in ihrer Widerspenstigkeit mit eigenwilliger Schönheit. Auf sehr zeitgenössische Weise sind Bildwelten der Gegenwart mit Vorstellungen und unserer Psyche verknüpft. Neben dieser ortsspezifischen Rauminstallation simulieren in der Ausstellung die grossformatigen "Paillettengemälde" mit analogen Mitteln die Wirkung digitaler Bilder.

So ist auch das Atelier von Olga Titus Werkstatt, technische Versuchsanordnung und Wundertüte zugleich: Auf experimentelle Weise überführt Olga Titus optische Illusionen, Schaukästen und Apparate aus der Kinderstube des Kinos in die Jetztzeit. Mittels Handwerk und Multimedia entwickelt sie gleichsam analoge "special effects". Zugleich bringt das Collagieren von Kitsch, Kult und Konsum festgefügte Vorstellungen ins Wanken. Insbesondere wenn die Ostschweizerin – ihre Wurzeln in Graubünden, Malaysia und Indien verbindend – spitzbübisch wie todernst mit den Wünschen und Zuschreibungen des Publikums spielt und hintergründig Fragen nach Identität und Stereotypen aufwirft. So wenden sich in ihren Videos Witz und Ironie auch oft in eine Nachdenklichkeit, die Selbst- und Weltanschauungen in Frage stellt. Die Künstlerin kippt die Schubladen in den Köpfen aus und kreiert nostalgisch-futuristische Wunderkästen des 21. Jahrhunderts.

Das Kunstmuseum Thurgau ist am 19. Januar von 14 bis 21 Uhr geöffnet.

Der Eintritt zum Anlass ist frei, eine Anmeldung ist erwünscht.

Infos

Veranstaltungstyp
Vernissage
Datum
-
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Künstler:innen

Details Name Portrait
Olga Titus

Institutionen

Titel Land Ort Details
Kunstmuseum Thurgau / Ittinger Museum
Schweiz
Warth