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Die Sporthalle Kreuzbleiche wurde 1979 vom Architekten Heinrich Graf entworfen und schliesslich 1984 realisiert. Der in St.Gallen lebende Künstler Rolf Hauenstein hat im Gebäude zwei sich aufeinander beziehende Arbeiten realisiert. Im verglasten Eingangsbereich ist über den Köpfen der Eintretenden ein grossformatiges Gemälde montiert. Es stellt eine überdimensionierte Mikrostruktur in schichtenartigem Aufbau dar. Erst bei eingehender Betrachtung offenbaren sich einzelne Personenporträts, die in die abstrakte Komposition verwoben sind und der Malerei zusätzlich Tiefenwirkung verleihen. Hauenstein hat sein Gemälde an einem Ort platziert, wo es sich einem unverstellten Blick entzieht. Die vorgelagerte Glasfassade, in der sich die Aussenwelt spiegelt, fügt dem Werk weitere visuelle wie räumliche Dimensionen hinzu. Die Fassade des Gebäudes wird von der künstlerischen Arbeit gewissermassen einverleibt und erscheint als ihr integraler Bestandteil. Damit gelingt Hauenstein ein hintergründiger Kommentar zu den Herausforderungen, mit denen sich Kunstschaffende oft konfrontiert sehen, wenn ihre künstlerischen Arbeiten in bestehenden Gebäuden integriert werden sollen. Doch aus scheinbar einschränkenden Bedingungen, können sich auch neuen Möglichkeiten entfalten.
Die zweite Intervention manifestiert sich auf der Hubfaltwand, mit welcher je nach Bedarf die Dreifachturnhalle von der Zuschauertribüne abgetrennt werden kann. Auch diese Arbeit entzieht sich also bei offenen Publikumsrängen der Sichtbarkeit. Bei heruntergefalteter Trennwand blickt uns anstelle von realen Zuschauermassen die malerische Reproduktion einer illustren Gesellschaft entgegen: Hauenstein hat auf den dunkelblauen Grund in den Farben Weiss, Gelb, Rot und Blau mittels Schablonen und Spritztechnik verschiedene Personenporträts appliziert. Die unterschiedlichen Köpfe wiederholen sich in der Gesamtkomposition: seriell nebeneinandergereiht, in wechselnden Gruppierungen oder fragmentarisch dargestellt. Einige Personen sind aufgrund ihres ikonischen Charakters leicht identifizierbar: Papst Johannes Paul II, Joseph Beuys, das Logo-Modell der Zigarettenmarke Mary Long. Weiterhin sind Persönlichkeiten oder Stereotypen aus Politik, Kunstbetrieb und Kultur vertreten: Ronald Reagan, ein Punk, ein gesuchter Massenmörder, Sigmund Freud, ein Ostschweizer Kunstsammler, ein Schosshündchen, ein Nazi, Woody Allen, Marcel Proust, Kurt Furgler, eine Kunstmäzenin aus Bern u.s.w. Die scheinbar beliebige Kombination lässt vielfältige Lesarten zu, basiert zum einen auf der Medienpräsenz der Dargestellten zur Zeit der Entstehung der Arbeit und ist zum anderen auf die persönlichen Interessen und den biografischen Erfahrungshorizont des Künstlers zurückzuführen. Die beiden inhaltlich miteinander verschränkten Arbeiten greifen beide für das Schaffen von Rolf Hauenstein typische Themenkomplexe auf und regen insbesondere durch ihre Platzierung grundlegende und heute noch aktuelle Fragen zum Verhältnis zwischen Kunst und Architektur an. (Text: Stefanie Kasper, Dezember 2020)

Infos

Artists
Date
Work type
Public Art
Material

Farbe auf Wand, Farbe auf Textil

Technology
Wandbild
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10 Bogenstrasse
9000 St. Gallen
Switzerland

Artist(s)

Details Name Portrait
Rolf Hauenstein

Institutions

Title Country City Details
Kulturförderung, Stadt St. Gallen
Switzerland
St. Gallen
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