Peter Knapp

Peter Knapp · Cover der Elle, Nr. 1000, 1965.
Foto: Bruno Jarret

Peter Knapp · Cover der Elle, Nr. 1000, 1965.
Foto: Bruno Jarret

Hinweis

Peter Knapp

Für sie sei Peter Knapp (*1931, Rheintal) wie ein Berg, zuerst weil er bedeutend sei, dann weil er zwei unterschiedliche Flanken habe, äussert sich die Kuratorin und Kritikerin Valentine Meyer, der seine gegenwärtige Schau im Musée des Suisses dans le Monde im Château de Penthes zu verdanken ist. Der Künstler geriet schon bald auf eine Gratwanderung zwischen formaler und funktionaler Rigorosität, die ihm während der Grafikausbildung an der damals ganz im Banne von Bauhaus und Werkbund stehenden Kunstgewerbeschule Zürich eingetrichtert wurde, und einer lyrischen Abstraktion, der er ab 1952 an der Ecole des Beaux-Arts de Paris anhing.
Obwohl er beim täglichen Broterwerb in der Metropole bald erkannt hatte, dass er den autochthonen Gestaltern meilenweit voraus war, stemmte er sich noch Jahre gegen dieses Metier als Ziel und Zweck. Erst vor den Arbeiten Warhols und Johns in New York 1959 spürte er, dass bereits eine neue Epoche angebrochen war, der er in seiner angewandten Kunst näher war. Ein Anruf von Hélène Lazareff aus Paris, der visionären Gründerin der ‹Elle›, besiegelte sein Schicksal für die nächsten zwei Jahrzehnte. Mit seinem sofort von A bis Z stringenten Layout der Frauenzeitschrift, in das er aber schon bald auch seine fantasiereiche und humorvolle Seite einzubringen lernte, revolutionierte er nicht nur die Funktion des künstlerischen Direktors. Zunehmend auch als Fotograf agierend, erfand er sensibel gegenüber dem Befinden und dem Begehren der Modelle nicht weniger als den pfiffigen ‹Style Elle› , der es nicht mehr alleine der Dame in feiner Gesellschaft erlaubte, eine gute Figur zu machen, sondern jeder Frau in jeder Situation - selbst beim Sprung ins All.
Die Ausstellung besticht durch die Entschlossenheit, mit der Meyer die Scheinwerfer auf dieses Vermächtnis Knapps gerichtet hat, das in den ‹Elle›-freien Jahren 1966 bis 1973 und ab 1979 abgesehen von vielen anderen Presseorganen notabene in der Fernsehsendung ‹Dim, Dam, Dom› sowie Kollaborationen mit Paco Rabanne und Courrège weitere Kreise zog. Statt Knapp zusätzlich als die Autorität zu thematisieren, zu der er nach dem Bruch mit der Modewelt 1980 in der Buchedition und im Dokumentarfilm avanciert ist, sind weitere freie Arbeiten des Künstlers zu sehen, die durch die frühe und stets eigenwillige Behandlung von Gender-­Race-Identity-Fragen überraschen. Nicht zuletzt hat Meyer Berge versetzt, um Knapp das für die Schau entworfene und nur in situ enthüllte Werk ‹› zu ermöglichen: Acht bis auf die Schuhe nackte Frauen unterschiedlicher Herkunft aus der Stadt, im achten Monat schwanger, ohne Weichzeichner und doch voller Zuneigung in das Korn einer Fotografie gebannt.

Until 
08.11.2014

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