Iwan Baan — Blick eines Flaneurs auf Architektur von Weltrang

Weil am Rhein — Wenn es um die fotografische Doku­mentation ihrer Bau­pro­jekte geht, vertrauen die namhaftesten Architekt:innen und Architekturbüros der Welt auf Iwan Baans Können und Professionalität: Rem Koolhaas beispielsweise, Toyo Ito oder Herzog & de Meuron. Dennoch versteht sich der Niederländer eigentlich nicht als Architektur­fo­tograf, wie er einmal äusserte. Offenbar fliesst in seine Tätigkeit als Fotoreporter letztlich doch mehr Herzblut ein als in die Auftragsarbeiten. Auch als Reporter lichtet Baan mit Vorliebe Architektur ab, freilich mit ungleich grösserer, nämlich künstlerischer Freiheit. Was erklären dürfte, warum Lichtbilder von ihm auch schon in Häusern wie dem Kunstmuseum Olten zu sehen waren.

2021 war das. Jetzt kann sich in der Ausstellung ‹Iwan Baan – Momente der Architektur› des Vitra Design Museums in Weil am Rhein jede:r davon überzeugen, dass auch seine dokumentarischen Aufnahmen ästhetischen Mehrwert besitzen. Gefühlt Hunderte davon sind – neben zahlreichen Reportagefotos – über die Räume des ikonischen Frank-Gehry-Baus verteilt. Indem Baan Architektur fotografisch nicht in zeitloser Monumentalität und menschenleerer Enthobenheit ablichtet, wirken die Aufnahmen lebendig und spontan – nicht zuletzt darin, dass sie oft ganz ungekünstelt die Perspektive eines Flaneurs einnehmen. Wer sie betrachtet, fühlt sich förmlich in die Raumsituationen hinein gezogen. Womöglich gehen beim Shot gerade Passanten durchs Bild.

Eine Aufnahme vom Treppenhaus des MAXXI, dem Museum für Gegenwartskunst in Rom, vermittelt eine anschauliche Vorstellung von den enormen Dimensionen und der Kühnheit von Zaha Hadids Schöpfung. Während die aus grösserer Entfernung aufgenommene Gesamtansicht des ebenfalls von Hadid entworfenen Heydar-Aliyef-Zentrums in Baku das Kulturzentrum wie ein zwischen Hochhäusern gelandetes Ufo erscheinen lässt. Das Square wiederum, ein Neubau der Uni St. Gallen, lichtet Baan von einer benachbarten Gemüsegartenanlage aus ab – was dem sich schwerelos erhebenden Glasbau Sou Fujimotos eine geradezu ätherische Anmut verleiht, die diesigen Wetterverhältnisse tun das ihrige dazu. Aufnahmen aus einem Parkhaus in Miami Beach oder im Tenerife Espacio de los Artes aber (beide Bauten wurden von Herzog & de Meuron entworfen) überführen die Geometrie der Raumansichten mit ihren spitzwinkligen Partien gewissermassen in Konkrete Kunst.

Vitra Design Museum, bis 3.3.