Michel Majerus
Michel Majerus' künstlerische Biografie begann in Stuttgart, wo er von 1986 bis 1992 an der Kunstakademie studierte. Jetzt erinnert das Kunstmuseum Stuttgart in einer grossen Werkschau an den Ausnahmekünstler, der 2002 im Alter von 35 Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.
Michel Majerus
Fast vier Wochen lang hatte das Kunstmuseum Stuttgart seine Pforten geschlossen, um das Haus und seinen Organismus sozusagen einer grösseren Operation zu unterziehen. In den architektonischen Kopf des dreigeschossigen Kubus, der bisher den Wechselausstellungen vorbehalten war, sollte die Sammlung einziehen. Zeitgleich wurde der ungleich mächtige Bauch unter dem Kleinen Schlossplatz für die umfangreiche Werkschau von Michel Majerus geräumt. Ob das bislang einschneidendste Vorhaben der Direktorin des Kunstmuseums eine Kopf- oder Bauchentscheidung war, sei dahingestellt. Als Kuratorin der Majerus-Ausstellung aber war Ulrike Groos klar, dass die raumgreifenden Installationen und Malereien des gebürtigen Luxemburgers Platz brauchen. Sie wollen nicht einfach nur ortlos in einen quadratischen Kubus verfrachtet werden. Sie suchen die Auseinandersetzung mit dem Raum - je grösser, schwieriger und unverwechselbarer, desto besser.
Majerus' ausladende Werke, in denen er kunsthistorische Vorbilder paraphrasiert, um sie mit der Bildsprache von Comics und Popkultur oder den Codes von DJs, Sprayern und Skatern anzureichern, fügen sich jedenfalls perfekt in die Ausstellungssituation. Ganz besonders gilt dies im Untergeschoss des Kunstmuseums, einer ehemaligen Tunnelröhre, die einst aus dem Verkehr gezogen und danach von den Stuttgarter Skatern genutzt wurde. Ein monumentaler Schriftzug führt nun an der hundert Meter langen Wand entlang, durchsetzt mit einigen Leinwänden aus der ‹MoM Block›-Serie, 1996 bis 2000. Die Installation ‹controlling the moonlight maze›, 2002 für neugerriemschneider in Berlin realisiert, wird in Stuttgart massstabsgetreu reinszeniert. Ein Stockwerk höher sind jene Kisten gestapelt, in denen Majerus Andy Warhols ‹Brillo Boxes› zitiert, aber mit seinem eigenen Zeitgeist bebildert: Mit Super Mario, den Helden aus ‹Toy Story› und den Techno-Logos der DJs Jeff Mills und Richie Hawtin.
Der Plot eines Nike-Sneakers wiederum, der in Majerus' Beitrag für die Manifesta 2 1998 in Luxemburg aus einer Farbfeldmalerei hinaustritt, hat die Kraft einer Ikone. Der Titel der Arbeit ‹yet sometimes what is read successfully, stops us with its
meaning› lässt den Glauben an diese ikonische Kraft freilich gleich wieder versickern. Natürlich lädt Majerus seine Werke durch das Anklingen bekannter Markenbotschaften extrem auf. Aber er setzt sie nicht einfach nur ins Bild. Stattdessen konfrontiert er darin verschiedene Kontexte, die sich aneinander reiben und dem Betrachter nicht selten die Sprache verschlagen.
Institutionen | Pays | Ville |
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Kunstmuseum Stuttgart | Allemagne | Stuttgart |
expositions/newsticker | Date | Type | Ville | Pays | |
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Michel Majerus | 26.11.2011 - 09.04.2012 | exposition | Stuttgart |
Deutschland DE |
Ralf Christofori |
Michel Majerus |