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Werkschau Kanton Zürich 2022 — Maria Pomiansky

«Meine Sprache ist meine Heimat», sagt die in der ehemaligen Sowjetunion geborene Künstlerin Maria Pomiansky. Nach ihrem Studium in Grafikdesign am Moscow College of Art and Design wanderte sie 1991 mit ihren Eltern nach Israel aus und kam dann 2003 als Stipendiatin in die Schweiz. Nach einem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste gewinnt sie 2021 einen der renommierten Swiss Art Awards. Ich besuche sie in ihrem Atelier in der Nähe des Koch-Areals, eine Zwischennutzung der Stadt Zürich, die im November 2022 auslaufen wird. Ich bringe Kekse, Maria kocht Tee.

«Ich male nur das, was ich sehe, nichts anderes.» Als Chronistin dokumentiert Maria den architektonischen und sozialen Wandel der Stadt. Dabei mischt sie sowjetische Kunstgeschichte mit europäischem Realismus aus Strömungen der Moderne und der Pop Art. Offen bleibt dabei, welche Rolle Maria Pomiansky einnimmt: Distanzierte Voyeuristin oder Involvierte? Mit farbigen Filzstiften zeichnet sie unmittelbar vor Ort. «Ich denke farbig», erklärt sie. Ausgewählte Zeichnungen überträgt sie in ihrem Atelier mit Öl und Acryl auf Leinwand. Sie arbeitet an mehreren Bildern gleichzeitig. Dabei reduziert sie die Darstellung, erzeugt Stimmung durch Lichtführung und setzt farbige Akzente. Ihr wichtigster kritischer Austausch geschieht mit dem Künstlerinnen-Kollektiv New Barbizon, dem sich Maria Pomianksy 2019 anschliesst: «Wenn mir meine Kolleginnen sagen, dass etwas gut ist, ist es gut». Mit Humor äussert Maria selbst subtil Kritik an vorhandenen Strukturen, indem sie die Absurdität der Realität darstellt.

Für ihren Werkbeitrag begibt sich Maria auf eine Meta-Ebene: Sie besucht unterschiedliche Künstler:innen im Atelier und porträtiert diese in Zeichnungen. Dabei interessieren sie Arbeitsweisen und Räume, egal ob steriler Schreibtisch oder Chaos. Wie eine Ärztin besucht sie die Künstler:innen für ungefähr zwei Stunden. Mit ihrem Beutel voll Filzstiften seziert sie deren Umgebung. Aufmerksamkeit ist ihre Medizin, denn: «An dieser mangelt es», meint Maria. Das Herzstück ihres Werkbeitrags bildet eine Installation aus drei grossen Gemälden, in denen sie ihr eigenes Atelier malerisch dokumentiert. Sie verzichtet dabei auf ihre übliche bildnerische Strategie der Reduktion und Generalisierung und zeigt ihr Atelier detailgetreu. Mithilfe der Parfümeurin Verdandi Perfume fügt Pomiansky der raumgreifenden Arbeit eine weitere sinnliche Ebene hinzu: Sie liess ein Parfum kreieren, das wie ihr Atelier duftet. Während unseres Gesprächs fällt ein Glas mit in Terpentin eingelegten Pinseln um. «Jetzt weisst du, wie mein Parfum riecht», sagt Maria und lacht. 

Claudia Heim studiert Curatorial Studies (MA Art Education) an der Zürcher Hochschule der Künste.

Artistes

Details Name Portrait
Maria Pomiansky

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Claudia Heim