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Das Bundesamt für Kultur führte die Prix Meret Oppenheim im Jahr 2001 auf Initiative der Eidgenössischen Kunstkommission ein. Wie die damalige Kommissions­präsidentin Jacqueline Burckhardt erläuterte, ging es der Kommission darum, dem verbreiteten Ruf nach dem Neuen und Nächsten «ein Zeichen der Wertschätzung jener reiferen Täter und Denker auf den Gebieten der Kunst und Architektur, die sich längerfristig mit einem relevanten Werk situiert haben», entgegen zu halten1. Der Ansatz wurde weit herum begrüsst, zum Teil auch übernommen. Die Kunstkommission hatte mit dem neuen Preis auf eine verbreitete Stimmung reagiert, auf ein Unbehagen nämlich gegenüber dem Jugendhype und der Schnelllebigkeit, die den Ausstellungsbetrieb der letzten Jahrzehnte ebenso wie die Kunstförderung durch die Institutionen prägen. Wie also sehen künstlerische Biographien und Arbeiten aus, die längerfristig Bestand haben? Die Interviews mit den Preisträgerinnen und Preisträgern der Prix Meret Oppenheim, die wir mit dem vorliegenden Heft im elften Jahrgang publizieren, geben mögliche Antworten auf diese Frage.
Gleichzeitig entsteht mit den Interviews allmählich ein Archiv zur Schweizer Kunst und Architektur. Wenn wir mit den Prix Meret Oppenheim einst den Anspruch erhoben haben, eine Antwort darauf zu geben, wer und was im Kunstbetrieb der Schweiz von Bestand ist, so muss man nach zehn Jahren auch ein erstes Mal danach fragen, ob diese Antworten selbst bestehen konnten. Die Liste der Preisträgerinnen und Preisträger, die wir jeweils im Impressum dieser Publikation aufführen, umfasst inzwischen 60 Namen. Jede und jeder mag selbst entscheiden, welcher der Genannten im Rückblick vielleicht doch nicht so bleibend gewesen ist; den aller­meis­ten Preisträgerinnen und Preisträgern wird man eine ungebrochene Präsenz und Aktualität bestätigen müssen. Was hingegen deutlich auffällt, sind neben den vielen renommierten Namen, die einen Preis erhalten haben, diejenigen, die nicht auf der Liste erscheinen.
Die Prix Meret Oppenheim gehen also in ihr zweites Jahrzehnt mit einer Namensliste, die noch eminente Lücken aufweist, und mit dem Auftrag an die Eidgenössische Kunstkommission, auch weiterhin unabhängig von jedem «Künstler-Rating» nach spannenden und aktuellen Positionen zu suchen.
1 Im Vorwort zu Prix Meret Oppenheim 2004.

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