Die japanischen Künstler Yoshitomo Nara und Hiroshi Sugito sind Freunde. Im Sommer 2004 war Nara nach Wien geladen, ins Gastatelier der Österreichischen Galerie Belvedere im Augarten, und nahm seinen Kollegen gleich mit. So haben beide ihre Ateliers in Nagoya und Tokio gegen ein fremdes, aber gemeinsames Studio getauscht, um einen neuen malerischen Ansatz zu erproben. Entstanden ist eine poetische Manifestation von Kindheit und Phantasie, die sich an Motiven und Szenen des berühmten Filmmusicals «The Wizard of Oz» orientiert.
Harald Szeemann ist am 18. Februar nach kurzer Krankheit mitten in den Vorbereitungen seiner Ausstellung «La Belgique Visionnaire» verstorben. Im Andenken an den charismatischen Kurator, welcher das freie Ausstellungsmachen neu definiert und wegweisend geprägt hat, publiziert das Kunst-Bulletin im Folgenden ein unveröffentlichtes Faxinterview von Harald Szeemann mit der jungen Kunstkritikerin Christiane Rekade. Szeemann umreisst hier seine Rolle im internationalen Ausstellungswesen der vergangenen Jahrzehnte und die wichtigsten Stationen seines Lebens.
In einer Welt voller Bilder ist der Sehende blind. Von Bilderhaufen verstellte Augen lassen Imaginationen als individuelle Realitäten erscheinen. Immer mehr Bildermacher stellen sich kritisch und selbstreflexiv zur suggestiven Kraft des Illusionären. Sie entwickeln eine transparente Bildsprache, die das Ereignis Bild hervortreten lässt. Der Berliner Filmkünstler Clemens von Wedemeyer ist einer von ihnen.
Der junge Genfer Künstler Jérémie Gindre pflanzt Inseln ins Kunsthaus Baselland in Muttenz und ein Pilz-Theater in den Projektraum exex in St.Gallen. Auf Plakatwänden in Schweizer Städten verbindet er die unmöglichsten Dinge mit verschlungenen Linien. Das im Rahmen von «échanges», einer Initiative des Schweizerischen Kunstvereins, realisierte Projekt erzählt von einem der loszieht, das Kratertauchen und Unterwasserfischen zu praktizieren.
Im letzten Kunst-Bulletin hat die Ständerätin Christiane Langenberger unsere Fragen beantwortet, mit denen wir die Begegnung von Politik und Kunst ausloten und animieren wollen. In dieser Ausgabe lassen wir Christine Goll zu Wort kommen. Die Nationalrätin und Präsidentin des vpod, deren dezidierte Voten auch häufig in der Fernseh-Arena zu vernehmen sind, plädiert für mehr Engagement der KünstlerInnen in Berufsverbänden
Seit 1992 hat die Pro Helvetia in den ehemaligen Oststaaten Aussenstellen betrieben, die laut einer unabhängigen Evaluationsstudie der österreichischen Kulturdokumentation exzellente Arbeit geleistet haben. Leider werden drei der vier Aussenstellen bis Ende Jahr geschlossen mit der Begründung, dass mit der Osterweiterung der Europäischen Union diese Förderung nicht mehr prioritär sei. Im folgenden Gespräch erläutert Veronika Ratzenböck, welche die Evaluation durchgeführt hat, welche Rolle die Pro Helvetia mit ihren Aussenstellen in Prag, Budapest, Bratislava und Krakau im internationalen Vergleich gespielt hat.
Welche Bedeutung könnte Naturdarstellungen in einer Kultur zukommen, die von der Vorstellung ihrer technologischen Ersetz- und Beherrschbarkeit trotz kritischer Erfahrungen kaum noch abrücken kann? In Doug Aitkens Foto- und Videoarbeiten scheint sich diese Frage in der Spannung zwischen avanciertester Aufnahmetechnik und übermächtiger Natur abzubilden.
«Phora» nennt die In-situ-Künstlerin Ann Hamilton ihre erste Einzelausstellung in Paris. Sie entwickelt Objekte, die bildhafte Echos der Umgebung ihrer Arbeiten sind. Nach der erfolgreichen Ausstellung der Hamburger Sammlung Falkenberg bringt Antoine de Galbert erneut die Räume seiner Stiftung zur Geltung.
Seit den frühen achtziger Jahren arbeitet Silvia Bächli (*1956) im Medium der Zeichnung. Diese hat sie zumeist in installativen Hängungen oder auch auf Tischen arrangiert. Die Konzeption des vor einem Jahr erschienenen Künstlerbuches, das ebenso eine Methode des Sichtens der eigenen Arbeit darstellt, scheint Veränderungen eingeleitet zu haben: In Schaffhausen sind Zeichnungen zu sehen, die sich an der Linie orientieren.
In der Mitte des Raumes steht ein Gewirr von geknickten Stahlrohren und Platten und bald erkennt man, dass es sich dabei um ein überdimensioniertes Strassenschild handelt. Die Fläche auf der die Botschaft zu finden wäre, liegt mit Schrift nach unten, sodass wir nicht wissen, wohin der Weg führt. Wirbelstürme, Flutwellen und Erdbeben gehören zwar beinahe zu unserem Alltag, die ungestüme Kraft vermag aber nach wie vor zu beeindrucken, auch wenn sie wie im vorliegenden Fall von Menschenhand geformt ist.
In der neuen 32-minütigen Videoprojektion von Olaf Breuning fährt man Achterbahn durch die synthetische Welt eines ewigen, etwas heimatlosen Adoleszenten.
Die in Basel lebende Künstlerin Renée Levi (*1960) ist bekannt für ihre wandfüllenden Sprayarbeiten mit fluoreszierenden Farben. In der aktuellen Ausstellung befragt sie die eigene Bildsprache: Statt mit Leuchtfarben sprüht sie mit dunklem Acryl, statt der Wand oder den MDF-Platten verwendet sie Leinwände und statt den sich wiederholenden Patterns sprayt sie die Linie als Linie.
RAF, das Kürzel steht für Rote Armee Fraktion und ist nach wie vor ein rotes Tuch in der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Zumindest ist die Erinnerung an diese Terrororganisation nach wie vor so präsent, dass gilt, was der Bundesinnenminister a. D. Gerhart Baum bei der Eröffnung gesagt hat: Eine Gruppe junger Menschen hat der Bundesrepublik den Krieg erklärt und der Staat hat diese Kriegserklärung angenommen. Ähnliche Sprengkraft hat es offenbar, wenn
sich eine Kunstinstitution dem (Nach-)Leben der RAF in Kunst und Medien widmet und die Bilder, die in unser kollektives Gedächtnis eingeflossen sind, ausstellt. Genau darin besteht nämlich die Beunruhigung: Man bewegt sich jenseits exakter, verhandelbarer Begrifflichkeit. Und wer hat die Deutungshoheit über die Bilder?
Mit knappen Linien und kahlen Rohren skizzieren Esther van der Bie (*1962) und Philipp Gasser (*1958) Wälder, die zu Resonanzräumen der Fantasien und Erwartungen des Betrachters werden.
Kunstgrösse im kleinen Rahmen: In der Ausstellung «Ohne Farbe» würdigt das Museum Franz Gertsch den 72-jährigen Gerhard Richter mit einer kleinen, überwiegend sehenswerten Werkauswahl.
Das Zeichnen führte lange Zeit ein Schattendasein, gerade unter jungen Künstlern. Doch in jüngster Zeit widmen sich ein ganze Riege von Ausstellungen wieder dieser Gattung. «Tauchfahrten» in der Düsseldorfer Kunsthalle wagt dabei einen ungewöhnlichen und gelungenen Blick auf die zeichnerische Reproduzierbarkeit von Realität: Die Reportage, Thema und Medium der Ausstellung, umfasst 150 Jahre Berichterstattung und Wirklichkeitsdarstellung mit dem Zeichenstift.
«The Floor was Grey and Everybody Brings his Questions»: Wie auf einer unsichtbaren Oberfläche eines offenen Zylinders windet sich dieser Titeltext als Spirale durch den Raum.
Affekte, Gefühlsregungen und Stimmungen entladen sich in den Airbrush-Arbeiten, Objekten und Texten von Annelise Coste. Die erste grosse Einzelausstellung der französischen Künstlerin lädt zu einem Wechselbad der Gefühle zwischen Revolte, unverblümtem Selbstausdruck und Sehnsucht nach Harmonie ein.
Im November 2002 kam Michel Majerus im Alter von fünfunddreissig Jahren bei einem Flugzeugunglück ums Leben. Peter Pakesch, der vor fast genau neun Jahren Majerus' erste grosse Einzelausstellung in der Kunsthalle Basel einrichtete, zeigt nun im Kunsthaus Graz eine grosse Retrospektive seiner Installationen.
Die Fiktion ist sauber angerichtet. Der polnische Künstler Robert Kusmirowski (*1973) hat den unteren Raum des Hamburger Kunstvereins, eigentlich ein quadratischer und fensterloser White Cube, deutlich verkleinert, um zwischen den verengten weissen Wänden passgenau eine marod wirkende Fassade einzupflanzen.
Die Preisträger des Kunstvereins Hannover zeigen zum Abschluss ihres Stipendiums Arbeiten aus den letzten Jahren. Trotz der unterschiedlichen Methoden und Ästhetiken lässt sich bei beiden Künstlern eine Lust am Beschreiben erkennen, der langwierige Prozesse vorausgehen.
Nachdem Valie Export bisher hauptsächlich als Medien- und Performancekünstlerin rezipiert wurde, gilt das aktuelle Interesse an ihrem Werk bislang auch weniger beachteten Aspekten. So war in Wien kürzlich eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt auf Exports seriellen Fotografien zu sehen. In der grossen Überblicksschau in der Sammlung Essl in Klosterneuburg bei Wien werden neue Zusammenhänge innerhalb ihres konzeptuellen Schaffens deutlich.